Peeping Tom

Voyeur

„Gentlemen and, of course, ladies! May I present the great innovators, the masters of pleasure, accomplished in lost techniques: Gretchen and Max! Come and watch them disporting themselves. Discover their secrets and enrich your experience! One look just a penny, 5 pounds for the show! Don´t be shy! Oh, come on, dear lady, there is no reason for moral outrage. It is a completely natural and wholesome act. Look! The fair maiden in the front row is not even blushing!“

A simple box with a poster announcing the show performed within. | Eine schlichte Schachtel mit einem Programposter.

Peepshow. Featuring Gretchen and Max was the second object I made with the material gained by cutting up 18th century erotic prints. (You can read about how I came into their possession and the fate of the book here.) I imagined a distopian fun fair for grown-ups held at night on short notice appropriating unused space like the huge parking lots next to supermarkets. A raised boardwalk could link the rear loading doors of cargo trucks giving access to their commodious interiors housing all kinds of entertainments – from bars and kitchens to peepshows and gaiming tables. Rows of containers rented as storage space I saw in American movies somehow came into the visual equasion too. But unlike those, the fair would be gone in the morning.

Join the lady and take a peek! | Gesellen Sie sich zu der Dame und spechteln Sie mit!
The leaf, placed for modesty´s sake, is not part of the original artwork. | Das Originalkunstwerk ist weniger züchtig, es kommt ohne Blatt aus.
Mood lighting. Ornamental windows puncture the ceiling. | Stimmungsvolles Licht. Ornamentale Fenster durchbrechen die Decke.

Voyeur

„Meine Herren, und natürlich Damen! Darf ich vorstellen: Die großen Erneuerer, die Meister des Vergnügens, versiert in verloren geglaubten Praktiken – Gretchen und Max! Treten Sie näher und beobachten Sie, wie die beiden es treiben. Entdecken Sie ihre Geheimnisse und werden Sie an Erfahrung reicher! Ein Blick nur ein Cent, fünf Euro für die Show! Keine Scheu! Ach, kommen Sie meine Dame, es gibt wirklich keinen Grund sich moralisch zu entrüsten. Der Akt ist vollkommen natürlich und gesund für Leib und Seele! Schauen Sie nur! Das hübsche Mädchen in der ersten Reihe errötet nicht einmal!“

Peepshow. Featuring Gretchen and Max war des zweite Objekt, das aus den zerschnippelten erotischen Drucken des 18. Jahrhunderts entstand. (Wie ich zu diesen kam und über das Schicksal der Bücher können Sie hier nachlesen.) Ich habe mir einen distopischen Rummelplatz für Erwachsene vorgestellt, der sich nächtens – nach sehr kurzer Ankündigung – ungenutzten Raum, wie die Parkplätze bei Supermärkten, zunutze macht. Ein hölzerner Steg könnte die Ladetüren am hinteren Ende von LKW´s verbinden und deren geräumige Innenräume allerlei Unterhaltungsangebote beherbergen: Bars, Küchen, Peepshows, Spieltische … Irgendwie musste ich auch an Reihen von als Stauraum vermieteten Containern, wie sie manchmal in amerikanischen Filmen zu sehen sind, denken. Anders als diese, wäre der Jahrmarkt am Morgen wieder verschwunden.

Strawberry Season

Erdbeersaison

Do you like strawberries? I do and – lucky me! – solitary market stalls selling locally grown strawberries are popping up all over Wien, sometimes in the oddest places. On weekends I like to roam the outskirts of the city and when the opportunity presents itself, I buy a basket of fruit from one of these street vendors. Strawberries sold at this time of the year seem to be smaller than their precocious cousins imported from Spain, but at least they haven´t lanquished for hours in the cargo hold of an aeroplane. Someday I have to check whether there are actually strawberry fields in Wien. There are plenty in the east of Austria.

I enjoy playing with my food more than eating it and most strawberries are quite attractive. Therefore they have to model, before they are sliced, smothered in yoghurt and devoured without mercy.

A quick search in my archive yielded two still lifes.

Still life with strawberries, book and tulips. | Stillleben mit Erdbeeren, Buch und Tulpen.
The last tulips and the first strawberries. | Die letzten Tulpen und die ersten Erdbeeren.
Still life with strawberries, glasses and hamper. | Stillleben mit Erdbeeren, Gläsern und Picknickkorb.
Preparations for a picknick. Who can resist strawberries and something bubbly? The delicious fruit didn´ t make it into the hamper. Greedy me! | Vorbereitungen für ein Picknick. Wer kann schon Erdbeeren und etwas spritzigem mit vielen Bläschen wiederstehen? Die köstlichen Früchte haben es nicht in den Korb geschafft. Ich Gierschlund!

Erdbeersaison

Mögen Sie Erdbeeren? Ich mag sie recht gern und – was für ein Glück! – es erscheinen derzeit wieder einsame Marktstände, die hiesige Erdbeeren verkaufen, im Wiener Straßenbild, zum Teil an recht eigenartigen Orten. Ich gehe am Wochenende gerne in den Wiener Außenbezirken spazieren und wenn ich zufällig einen dieser Straßenhändler entdecke, kaufe ich ein Körbchen der süßen Früchte. Die saisonalen Erdbeeren scheinen ein bisschen kleiner zu sein als ihre frühreifen Cousins aus Spanien, aber zumindest mussten sie nicht Stunden im Laderum eines Flugzeugs verbringen. Vielleicht sollte ich mir einmal Zeit nehmen und versuchen herauszufinden, ob es auf Wiener Stadtgebiet tatsächlich Erdbeerfelder gibt. In Ostösterreich findet man sie recht häufig.

Ich genieße es ja mehr mit meinem Essen zu spielen, als es tatsächlich zu konsumieren. Da Erdbeeren recht attraktiv sind, müssen sie also zuerst Modell stehen, um nach getaner Arbeit klein geschnipselt, in Yoghurt ertränkt und gnadenlos verputzt zu werden.

Zwei Stillleben habe ich auf die Schnelle in meinem Archiv gefunden.

Colour bliss #2

Farbenfreude #2

Yea, it is installment time! Here is another shade card I created after a long nerve-fraying day in the office. Undoubtably I was sorely in need of chocolate, because usually I don´t go for brown and beige. However, perhaps my choices were due to colour backlash. Archaeologists use soil colour charts devised for soil scientists to determine and describe the colour of pottery finds. The results are a string of words/letters/numbers bordering – for the uninitiated – on the arcane (e. g. „Surface: outside 10YR 5/1, inside 10YR 6/2“) and severe eye-strain from staring at tiny squares of shades of brown held against a shard coloured a similar boring brown.
And look what I found perusing my holiday snaps! A picture of a tray of mock-up sweets, taken on a visit to a fleamarket in Paris.

Fake chocolates and the palette I created. | Pralinen-Imitate und meine Farbkarte.
Fake chocolates and the palette I created. | Pralinen-Imitate und meine Farbkarte.

Would you like to create your own palettes/shade cards? Here are a few tips:
It may sound shallow, but do not think too much. Don´t follow any rules or dos and don´ts you may have been taught in school or by reading magazines. Just look, relax and go with the flow. Be spontaneous, experiment. There is no right or wrong. Nobody is judging. You can ponder and intellectualize later, if you are so inclined and have created a shade card, for example while trying to find matching pictures.

Inspired yet? Here are a few more pictures featureing neutral colours and yellow. Have fun!

Petals of a rose. Rust and peeling paper. | Blütenblätter einer Rose. Rost und abblätterndes Papier.
Close-up of a wooden board. Still life with lace, artificial flower and old wooden spools. | Detail eines Holzbrettes. Stillleben mit Spitzen, Kunstblume und alten hölzernen Spulen.
Peeling paper. Mushrooms. | Abblätterndes Papier. Pilze.
A window with shutters closed. Top of a lemon tart. | Fenster mit geschlossenen Fensterläden. Der gebräunte Gipfel eines Zitronentörtchens.

P. S. for interested knitters: I chose Karen Noe Shetland 100% uld in shades 0830, 3092, 0802 and Jamieson´s Shetland Spindrift in shades 880, 141 and 182.

Farbenfreude #2

Ja, es ist Zeit für eine Fortsetzung! Nach einem langen, zermürbenden Tag im Büro entstand eine weitere Farbkarte. Eigentlich mag ich Braun und Beige nicht sonderlich, zweifelsohne träumte mein Unterbewusstsein von Schokolade. Vielleicht handelte es sich aber auch um eine Art Farbrückkoppelung. Archäologen verwenden Farbkarten, die zur Bestimmung der Farbe von Bodenproben entwickelt wurden, um die Farbe von Keramikfunden zu bestimmen und zu beschreiben. Das Ergebnis ist einerseits eine Kombination aus Worten, Buchstaben und Zahlen, die für Fachfremde vermutlich eigenartig bis geheimnisvoll anmutet (z. B. „Oberfläche: außen 10YR 5/1, innen 10YR 6/2“), andererseits überanstrengte Augen, weil man stundenlang, konzentriert vergleichend, kleine braune Quadrate an ähnlich braune Scherben hält. Da ist es schon vergnüglicher, unter den Urlaubsfotos einen Schnappschuss von einem Tablett mit Pralinen aus Gips zu finden, der bestens zu der von mir zusammengestellten Farbpalette passt!

Vielleicht haben Sie jetzt Lust bekommen, eigene Farbpaletten/-karten zu entwickeln? Hier einige Tipps. So oberflächlich das auch klingen mag, denken Sie dabei nicht zu viel! Folgen Sie keinen starren Regeln oder Richtlinien, was man tun oder nicht tun darf, wie sie gerne in der Schule eingebläut und von Magazinen vermittelt werden. Schauen Sie einfach, entspannen Sie sich, lassen Sie sich treiben! Spontanität und experimentieren ist angesagt! Es gibt kein richtig oder falsch. Niemand bewertet Sie. Später ist noch genug Zeit, um zu Grübeln und sich intelektuellen Gedankenspielen hinzugeben, falls Sie dazu neigen und eine Farbkarte angefertigt haben, z. B. bei der Jagd nach passenden Fotos.

Schon inspiriert? Hier sind noch einige Bildpaare, die in neutralen Farbnuancen und Gelbtönen schwelgen. Viel Spaß!

P. S. für alle, die gerne stricken: Ich habe Karen Noe Shetland 100% uld in den Farben 0830, 3092, 0802 und Jamieson´s Shetland Spindrift in den Farben 880, 141 und 182 verwendet.

White walls are not for me

Weiße Wände mag ich nicht

„Death of a benevolent moose“ began life as a horizontal strip of wallpaper. After the department I work for moved to new premises, I was given a small room of my own. Alas, my desk is facing a wall and cannot be moved. At first, whenever I lifted my gaze from the computer screen in front of me, my eyes came to rest on a – slightly grubby – white wall. One day I could not bear it any longer. A bare white wall not 80 cm in front of my nose was and is unacceptable. I need variety, beauty and colour to keep my spirits up. So, what to do? I decided to create something charming to look at, that would make me smile. An unusually sized poster (3,5 x 0,7 m) was the solution to my visual quandary. A strip of paper can be easily fixed to a wall without doing any harm.

Crazy wallpaper. | Verückte Tapete.
Much better than a white wall! I admit, it is a bit girlish, but flowers are always nice to look at and I have a soft spot for moose/elk. Is the muzzle of a moose just as soft and velvety as that of a horse, I wonder? | Sieht doch besser aus als eine weiße Wand! Zugegeben, es wirkt ein wenig mädchenhaft, aber Blumen sind immer nett anzusehen und ich habe eine Schwäche für Elche. Ich frage mich, ob die Schnauze eines Elches genauso weich und samtig wie die eines Pferdes ist?

The print proved to be rather ephemeral, it faded. To help me remember the decoration in all its pink glory, I made a book. Naturally. It is a simple leporello with a hard cover. I got carried away and added even more flowers, lengthening the strip considerably. The skull on the cover hints at the fate of the moose gazing benevolently out of the sea of flowers.

Cover of the leporello. | Der Einband des Leporellos.
I was not consciously thinking of paintings by Georgia O´Keeffe, honestly. | Ehrlich, jede Ähnlichkeit mit Gemälden von Georgia O´Keeffe ist blanker Zufall.

Unfortunately I never found the time to write the story of the friendly moose, who ended up dead. Was he petted to death? Did someone kill him for his succulent flesh? Or did he die a natural death after a long and happy life? We will never know.

The book "Death of a benevolent moose". | Das Buch "Death of a benevolent moose".
Fully extended the leporello measures 95 x 11 cm. | Voll ausgezogen ist der Leporello stattliche 95 cm lang, aber nur 11 cm hoch.
The other side of the leporello. | Die Rückseite des Leporellos.
More flowers instead of a story. | Noch mehr Blumen statt einer Geschichte.

Weiße Wände mag ich nicht

„Death of a benevolent moose“ war ursprünglich eine horizontale Tapete. Nach dem Umzug der Institution, für die ich arbeite, erhielt ich ein eigenes kleines Zimmer. Es ist wirklich nett, aber leider steht mein Schreibtisch vor einer Wand und kann nicht umgestellt werden. Die ersten Wochen ruhten meine Augen also jedes Mal, wenn ich den Blick von meinem Computerbildschirm hob, auf der schmuddelig-weißen Wand. Eines Tages reichte es mir. Eine schmucklose weiße Wand 80 cm vor meiner Nase zu haben, war und ist unakzeptabel. Ich brauche Abwechslung, Schönheit und Farbe, um einigermaßen bei Laune zu bleiben. Also, was tun? Ich entschloss mich etwas charmantes zu entwerfen, etwas das mir gelegentlich ein Lächeln entlockte. Die Lösung meines optischen Dilemmas präsentierte sich in Form eines Posters mit ungewöhnlichem Format (3,5 x 0,7 m). Ein Papierstreifen lässt sich leicht (und reversibel!) an der Wand befestigen, ohne dieser Schaden zuzufügen.

Der Ausdruck erwies sich allerdings als leicht vergänglich und wurde mit der Zeit immer blasser. Als Erinnerung an die wilde Dekoration in all ihrer pinken Pracht, fertigte ich ein Buch an. Natürlich! Es handelt sich um einen einfachen, hart gebundenen Leporello. Allerdings konnte ich mich nicht beherrschen und es kamen noch einige – ähem, verdammt viele – Blumen dazu. Dadurch wurde der Streifen um einiges länger. Der Schädel am Cover lässt schon das Schicksal des Elches, der wohlwollend aus dem Blumenmeer blickt, erahnen.

Leider habe ich nie die Zeit gefunden, die Geschichte des freundlichen Elches, der zu Tode kam, zu schreiben. Wurde er ins Jenseits gestreichelt? Hat ihn jemand wegen seines saftigen Fleisches umgebracht? Oder starb er nach einem langen, glücklichen Leben eines natürlichen Todes? Wir werden es nie erfahren.