The rich misanthrope

Die reiche Menschenfeindin

The ongoing corona-crisis makes me cranky and I am afraid it affects my storytelling …

Madame Y lolls on her sofa sipping from a glass of champagne. Shopping was so exhausting, but she simply could not do without the latest fashions and those earrings just begged to be bought. After all one was worth it. She eyes her purchases lovingly. Daddy had done so well at the stock market and he was a brilliant advisor when it came to investments. Her penthouse in the city had trebled its worth in the past ten years. She was certain her recently acquired mansion in the country would do just as well, if only she could get rid of the squatters at the foot of the hill. Their squalid lodgings spoiled her view. The poor were such a nuisance.

A discreet cough of her butler interrupts her musings.
„There is a mob at the gates, madame.“
„Then tell them to go away.“
„They have pitchforks and cudgels.“
„What do they want?“
„Food, medical aid and shelter for the night, I believe, madame.“
„The insolence! Get my car ready, I will spend the evening in town. Bugsy has promised me a free ticket for her new show.“

The butler leaves the room, only to return within minutes.
„The car does not start, madame.“
„Has the incompetent idiot of a chauffeur been tinkering with the engine again? How am I supposed to get to the theater now?“
„There is no need to worry, madame. Everything has been taken care of, you will be able to leave shortly …“
Madame Y puts down her glass and rises unsteadily to her feet.
„Why is the room spinning?“ She sinks to her knees, clutches her throat and topples over.
„… and permanently,“ finishes the butler and lights a match.

The sixth collage in the series „A different life“. | Die sechste Collage in der Serie „A different life“.

Die reiche Menschenfeindin

Die fortdauernde Coronakrise stimmt mich übellaunig und ich fürchte, dieser unerfreuliche Gemütszustand verlässt mich auch nicht, wenn ich eine Geschichte erzähle …

An ihrem Glas Champagner nippend rekelt sich Madame Y auf ihrem Sofa. Einkaufen ist so anstrengend, aber sie musste einfach die neueste Mode haben und diese Ohrringe schrien geradezu danach gekauft zu werden. Schließlich war man sich das doch wert! Liebevoll gleitet ihr Blick über ihre Einkäufe. Papa hatte so wunderbare Gewinne an der Börse gemacht und wenn es um Investitionen ging, war er unübertroffen. Der Wert ihres Penthauses in der Stadt hatte sich in zehn Jahren verdreifacht. Sie war sich sicher ihr Herrenhaus am Land würde seinen Wert ebenso steigern, wenn sie nur die Wildsiedler am Fuß des Hügels loswerden würde. Sie verdarben ihre Aussicht. Die Armen waren solch ein lästiges Ärgernis.

Ein diskretes Hüsteln ihres Dieners unterbricht ihre Gedanken.
„Gnädige Frau, am Eingangstor hat sich Pöbel zusammengerottet.“
„Dann sagen Sie ihnen, sie sollen verschwinden.“
„Sie sind mit Heugabeln und Knüppeln bewaffnet.“
„Was wollen sie denn?“
„Essen, medizinische Hilfe und eine Unterkunft für die Nacht, glaube ich, gnädige Frau.“
„Was für eine Unverschämtheit! Lassen Sie den Wagen vorfahren, ich werde den Abend in der Stadt verbringen. Bugsy hat mir eine Eintrittskarte für ihre neue Show versprochen.“

Der Diener verlässt den Raum, kehrt aber schon nach wenigen Minuten wieder zurück.
„Der Wagen springt nicht an, gnädige Frau.“
„Hat dieser Trottel von Chauffeur wieder am Motor herumgeschraubt? Wie soll ich jetzt ins Theater kommen?“
„Gnädige Frau, es besteht kein Grund zur Sorge. Wir kümmern uns um alles, sie werden in Kürze aufbrechen können …“
Madame Y stellt ihr Glas ab und erhebt sich schwankend.
„Warum dreht sich das Zimmer?“ Sie sinkt auf ihre Knie, greift sich an den Hals und kippt vornüber.
… und nicht mehr wiederkehren,“ beendet der Diener seinen Satz und entzündet ein Streichholz.