Geschnipseltes

Es ist immer wieder erstaunlich, was ich beim Aufräumen alles finde. Neulich ist eine Schachtel mit Papierabfall von zwei Buchprojekten (Take me on a Trip und Tea with my Gargoyle) aufgetaucht.

Ein Fingerbad im Papiermeer führte zu Schnipsel fischen und legen, der Klebstoff war griffbereit und – schwupps – schon gibt es neue Collagen.
Sie sind ein wenig düster für die Jahreszeit, aber beim Recycling kann man nicht wählerisch sein.

C-Dur, Rapunzel, C-Dur – zum Donnerwetter! Au, Au! Nicht mit der Bürste werfen …
Meister, trinkt ein Gläschen damit die Kraft wieder mit euch ist – sonst löst sich das Maßwerk im Westflügel gänzlich auf.
Das Dach ist löchrig, die Vögel ziehen ein.
Tante Medusa hat schon wieder einen griechischen Roman geschickt, den wir schon haben. Wenn das so weitergeht, können wir mit den Seiten das Gästezimmer tapezieren.
„Wie gefällt Ihnen die Aussicht?,“ erkundigt sich ein Wasserspeier bei dem aus der Stadt angereisten Gast. „Gut, aber bei Notre Dame war mehr los.“
Der Hausengel singt das Abendlied und träumt dabei vom Lottogewinn.

The Alchemist

Die Alchemistin

The brawny rat in front of her turned blue for a moment, shuddered and changed back to its original form with a faint plop.
„Eeep,“ said the tiny mouse reproachfully and wrinkled its nose.
Edwina sighed and scooped the mouse up.
„Come on little fella, you have earned a treat.“ She transferred the hapless rodent back to its cage and put a substantial chunk of cheese in the feeding bowl.

What did she do wrong this time? The potion obviously worked. The subject shifted, but kept the desired shape only for a short time – 2.3 minutes to be precise. Was more imaginativeness needed?
Edwina chewed on the end of her pencil. Finally she got up and emptied the last bottle of Unicorn Tears into the cauldron. The potion bubbled happily and – yes – it burped. Good! She owned more sophisticated equipment, of course, but she loved her cauldron. It was weirdly satisfying to stir the treacly liquid with a wooden spoon, watching ingredients going round and round until they dissolved completely.

This time she would drink the potion herself and will her body to keep its new shape for as long as she wanted. She was hell-bent to rise like a phoenix from the ashes! Nobody would call her ugly ever again!

Collage with picture of a young woman. | Collage mit historischem Foto einer jungen Frau.
The eight collage in the series „A different life“. | Die achte Collage in der Serie „A different life“.

Die Alchemistin

Die vor ihr sitzende muskulöse Ratte wurde kurz blau, schauderte und verwandelte sich mit einem leisen „Plop“ zurück in ihre ursprüngliche Form.
„Eeep,“ sagte die winzige Maus vorwurfsvoll und rümpfte die Nase.
Edwina seufzte und nahm die Maus vorsichtig in die Hand.
„Na komm, du Winzling hast dir einen Leckerbissen verdient.“ Sie setzte das unglückliche Nagetier in seinen Käfig zurück und legte ein riesiges Stück Käse in die Futterschüssel.

Was hatte sie diesmal falsch gemacht? Der Trank wirkte ganz offensichtlich. Das Versuchstier verwandelte sich, aber es behielt die gewünschte Form nur für kurze Zeit – 2,3 Minuten, um genau zu sein. Benötigte es mehr Vorstellungskraft?
Edwina kaute am Ende ihres Bleistifts. Schließlich stand sie auf und leerte die letzte Flasche Einhorntränen in den Kessel. Der Trank blubberte glücklich und – jawohl – rülpste. Gut! Natürlich besaß sie auch eine moderne, technisch ausgefeilte Ausrüstung, aber sie liebte ihren Kessel. Es war seltsam befriedigend den sirupartigen Trank mit einem Holzlöffel umzurühren und zuzusehen, wie die Zutaten im Kreis schwammen bis sie sich auflösten.

Dieses Mal würde sie das Gebräu selbst trinken und ihren Körper mit reiner Willenskraft dazu zwingen, die neue Gestalt so lange beizubehalten, wie sie es wollte. Sie war fest entschlossen sich wie ein Phönix aus der Asche zu erheben! Nie wieder würde jemand sagen, sie sei hässlich!

Betrayed

Betrogen

It is hot. Sweat is dripping from the tip of my nose and I am dreaming of the sea.

Picture of the ocean. | Foto von Meereswellen, ein Vogel am Horizont.

Instead of taking a trip to foreign shores I will fill a footbath with cold water and tell you a story.

Every shelf in the strongroom was crammed with gem-encrusted chalices, bowls filled with pearls and intricate renaissance jewellry, chests heavy with spanish doubloons and other treasure that had sunk to the bottom of the sea with the ships lured by her ancestors into treacherous waters. She had made her husband not only rich but famous as an important collector. And yet he withheld the one thing she really coveted, the one thing she had been willing to give up her freedom for. An education.

Her people needed her to find a way to save their dying habitat. Selkies didn´t eat much, but food was getting scarce. Pollution had begun to take a toll on the ocean to an unprecedented extent. Year after year the sea was getting warmer, noisier and more toxic. The number of fishes fell, some species had disappeared altogether. The whales told her it was the same everywhere.

Her husband had wooed her with the promise to fund her university degrees in ecology and engineering. Liar! Shortly after their wedding he had taken her skin from her. With a cruel smile he gave it back once a month, on condition that she dove for valuable baubles to build up his collection. Under cover of playing the role of society beauty – being a success really pays off – she had managed to find likeminded women, who helped each other to attain their goals. Little did her husband know that she invested (so much easier with cash!) her monthly allowance wisely to finance her studies undertaken in secret. Eventually she would get her revenge by some means or other.

The seventh collage in the series „A different life“. | Die siebte Collage in der Serie „A different life“.

Betrogen

Es ist heiß. Schweiß tropft von meiner Nasenspitze und ich träume vom Meer. Aber anstatt zu einem weit entfernten Strand zu reisen, fülle ich ein Fußbad mit kalten Wasser und erzähle Ihnen eine Geschichte.

Edelsteinbesetzte Pokale, Schüsseln gefüllt mit Perlen und fantastischem Renaissanceschmuck, Kisten vollgestopft mit spanischen Dublonen und andere Schätze, die mit den von ihren Vorfahren in gefährliche Wasser gelockten Schiffen gesunken waren, füllten jedes Regalbrett des Tresorraumes. Sie hatte ihrem Ehemann nicht nur zu Reichtum verholfen sondern ihn auch als wichtigen Sammler berühmt gemacht. Und dennoch verwehrte er ihr das Einzige, das sie wirklich begehrte, das Einzige, für das sie bereit gewesen war, ihre Freiheit zu opfern. Eine Ausbildung.

Sie musste für ihr Volk einen Weg finden, ihren Lebensraum zu retten. Selkies aßen nicht viel, aber die Nahrung wurde knapp. Die Verschmutzung strapazierte den Ozean in noch nie dagewesenem Ausmaß. Jahr für Jahr wurde das Meer wärmer, lauter und giftiger. Die Zahl der Fische sank, manche Arten waren bereits verschwunden. Es war überall dasselbe, erzählten ihr die Wale.

Ihr Ehemann hatte sie mit dem Versprechen umworben, ihr ein Studium der Ökologie und Ingenieurswissenschaft an der Universität zu finanzieren. Lügner! Kurz nach der Hochzeit stahl er ihre Haut. Einmal im Monat gab er sie mit einem höhnischem Grinsen zurück – unter der Bedingung, dass sie für ihn nach wertvollem Schnickschnack tauchte, um seine Sammlung weiter aufzubauen. Für die bessere Gesellschaft spielte sie gehorsam die Schöne, doch unter diesem Deckmäntelchen – ein Erfolg zu sein zahlte sich aus! – war es ihr gelungen gleichgesinnte Frauen zu finden, die einander halfen ihre Ziele zu erreichen. Ihr Ehemann hatte keine Ahnung, dass sie ihr monatliches Taschengeld weise anlegte (so viel einfacher mit Bargeld!) und sie mit dem Gewinn im Geheimen ihr Studium finanzierte. Auf die eine oder andere Art würde sie eines Tages ihre Rache bekommen!

The Journey Continues …

Die Reise geht weiter …

… across the concertina to the second booklet of „Take me on a trip“. The three pop-ups contained therein allude to the sensory delights of travel.

Are you spending far too much time indoors surrounded by ugliness? Places of work and classrooms are seldom attractive, well designed or stimulating. With time we become accustomed to back-ache, eye strain, indigestion and irritated skin. Our senses register pain and discomfort, but not much else. Small wonder that holidays are considered the highlight of the year. Free of the daily grind we come alive for a short time.

Is there a better place to awaken the senses than a large historic garden or the seaside?

I want to feel the caresses of a gentle breeze …

The wind ruffles my hair and carries the sweet smell of flowers and recently mown grass. As I wander, slowly exploring the landscape, I am amazed time after time how much happiness changing views and delightful planting schemes can bring.

Pop-up showing a formal garden by the sea and a putto blowing wind into the sails of a ship. | Pop-up das einen am Meer gelegenen formalen Garten zeigt. Über ihm schwebst ein Putto und bläst Wind in die Segel eines Schiffes.
The best of two worlds: A lovely palace set in a formal garden by the sea. Approaching ships should beware the sea-monster. | Das Beste zweier Welten: Ein herrlicher Palast in einem formalen Garten am Meer. Schiffsreisende, nehmt euch vor dem Seeungeheuer in acht!

The experience of open spaces is often liberating. Walking leisurely down a garden path, the skin warmed by the sun, makes the use of one´s body a pleasure. Both body and mind slowly relax and finding a rhythm beginn to work well together, generating a feeling of freedom and contentment.
So, utterly relaxed and slightly peckish, let us board the ship and see where the waters will take us …

A ship is waiting at the landing stage of a garden by the sea and moved slowly across the page. | Ein Schiff wartet an der Anlegestelle eines am Meer gelegenen Gartens und zieht langsam über die Seite.


… to hear the murmur of enchanted leaves …

In the second pop-up a table is set for a sumptuous afternoon tea. I admit, the chandelier is a bit over the top. Fly agaric, wild boar and rabbit are not on the menu nor are soggy cucumber sandwiches, but there is plenty of delicious cake. Sit down, take off your shoes and enjoy the tranquility of the woodland setting.

Pop-up of a glade in a wood. To the left a table is set for tea, to the right a boar lurks in the bushes. A hot-air balloon waits to carry travelers to their next destination. | Pop-up einer Waldlichtung. Links ein für den Nachmittagstee gedeckter Tisch, rechts lauer ein Eber im Gebüsch. Ein Heißluftballon wartet auf Reisende.
Al fresco dining without fighting wasps and ants? I heard it can be done. | Es soll möglich sein: Essen im Freien, ganz ohne Kampf mit Wespen und Ameisen.

When abroad I am always more aware of sound, not only in the country but also in cities. London sounds (and smells) different than Paris or Rome. I fondly remember the night I was kept awake by a nightingale and each day I spent on a beach listening to the waves.

Pop-up of a glade in a wood. A different view. | Eine andere Ansicht des Pop-ups einer Waldlichtung
Birds twitter, grasshoppers chirp and pollinators hum busily. Too drowsy to join the chorus? Watch the wildlife instead! | Vögel zwitschern, Heuschrecken zirpen und Bestäuber summen geschäftig. Zu schläfrig, um in den Chor einzustimmen? Wildtierbeobachtung wäre eine Alternative


Another sense put hard to work when I travel is taste. All that glorious foreign food! A bite here and a nibble there, a snack bought from a street vendor or a full meal at a restaurant – there is so much to explore! Your stomach rumbles in anticipation? The nearest city is only a hot-air balloon ride away. Let´s go …

… and see the nightsky painted by a million city lights

Light pollution can be pretty. Shop windows are brightly lit, neon signs blink, street lights paint fiery trails through urban canyons and millions of windows glow like fireflies in the dark. Add a dash of various art illuminations, that dip sights in the colours of the rainbow, to the cityscape and you have a heady cocktail indeed.

Pop-up of a street at night. Some windows are lit. In the sky hangs a celestial chart and Pegasus passes a full moon. | Pop-up einer nächtlichen Straße. Einige fenster sind hell erleuchtet. Eine Himmelskarte zeigt die Konstellationen, Pegasus fliegt vor dem Vollmond vorbei.
The city is well lit and Pegasus fails to jump over the moon. | Die Stadt ist hell erleuchtet und Pegasus schafft es nicht, über den Mond zu springen.


Travel is the key to happiness!

Last double page of the book "Take me on a trip" showing a collage with two figures in front of an ornamental frame, a street wiew and birds. | Die letzte Doppelseite des Buches "Take me on a trip" zeigt zwei weibliche Figuren vor einem ornamentalen Rahmen, einer Straßenansicht und Vögeln.

Die Reise geht weiter …

entlang des Leporellos zum zweiten Büchlein von „Take me on a trip“. Im Mittelpunkt der drei darin enthaltenen Pop-ups stehen die sinnlichen Genüsse einer Reise.

Verbringen Sie auch zu viel Zeit in hässlichen Innenräumen? Arbeitsstätten und Klassenzimmer sind selten attraktive, gut gestaltete oder stimulierende Aufenthaltsorte. Mit der Zeit gewöhnen wir uns an Rückenschmerzen, überbeanspruchte Augen, Verdauungsstörungen und gereizte Haut. Unsere Sinne nehmen in erster Linie Schmerz und Unbehagen war. Kein Wunder also, dass der Urlaub als der Höhepunkt des Jahres empfunden wird. Für kurze Zeit befreit er uns von der täglichen Mühsal und wir fühlen uns wieder lebendig.

Gibt es einen besseren Platz, um die Sinne aufzuwecken als einen Garten oder das Meer?

Ich will von einer sanftem Brise umspielt werden …

Der Wind streicht mir durchs Haar und verströmt süßen Blütenduft und den Geruch frisch gemähten Grases. Langsam erkunde ich auf meiner Wanderung die Landschaft und wundere mich immer wieder aufs Neue, wie glücklich eine Abfolge schöner Aussichten und der Anblick einer gelungenen Bepflanzung machen kann.

Der Blick zum Horizont, das Gefühl von Weite, wirken befreiend. Den eigenen Körper zu spüren, die Haut von der Sonne gewärmt, während man gemächlich einen Gartenpfad entlang spaziert, ist etwas Herrliches. Körper und Geist entspannen sich, finden einen gemeinsamen Rhythmus und beginnen miteinander, nicht gegeneinander, zu arbeiten. Das Ergebnis ist ein Gefühl der Freiheit und des Wohlbefindens.
Endlich vollkommen entspannt, aber ein wenig hungrig, lassen Sie uns das Schiff besteigen. Mal sehen, wohin uns die Wasser tragen …

… um das Murmeln zauberhafter Blätter zu hören …

Doch zuerst wird im zweiten Pop-up der Tisch für einen üppigen Nachmittagstee gedeckt. Der Kronleuchter wirkt allerdings ein bisschen überzogen, das gebe ich gerne zu. Fliegenpilz, wilder Eber und Kaninchen stehen ebensowenig auf der Speisekarte wie schwammige Gurkensandwiches. Stattdessen gibt es jede Menge Kuchen. Setzen Sie sich, ziehen Sie die Schuhe aus und genießen Sie die Ruhe des Waldes.

Wenn ich unterwegs bin, egal ob am Land oder in der Stadt, achte ich viel stärker auf Geräusche. Ich erinnere mich gerne an die Nacht, in der mich eine Nachtigall nicht einschlafen ließ, und jeden Tag, den ich den Wellen lauschend an einem Strand verbrachte. London klingt (und riecht) anders als Paris oder Rom.

Auch mein Geschmackssinn muss im Urlaub hart arbeiten. All diese großartigen, unbekannten Häppelchen und Speisen! Ein Bissen hier, ein wenig knabbern da, ein an einem Marktstand gekaufter Snack oder eine richtige Mahlzeit in einem Restaurant – es gibt viel zu kosten. Knurrt Ihnen schon der Magen? Die nächste Stadt ist nur eine Ballonfahrt entfernt. Auf geht es …

… um im städtischen Lichtermeer den Nachthimmel aus den Augen zu verlieren …

Lichtverschmutzung kann so hübsch sein. Schaufenster sind hell erleuchtet, Leuchtreklame blinkt, die Straßenbeleuchtung zieht feurige Pfade durch Straßenschluchten und Millionen Fenster verstrahlen warmen Glanz wie Glühwürmchen im Dunkel. Ein Schuss Lichtspiele dazu, die Sehenswürdigkeiten in die Farben des Regenbogens tauchen – fertig ist der berauschende Cocktail.

Reisen ist der Schlüssel zum Glücklichsein!

Wanderlust

Fernweh

Planning a journey is such a joy! Gathering information broadens the mind and heightens anticipation. By that I don´t mean choosing a hotel, but reading about the history of places one is going to visit, buying maps and poring over them, etc. Then finally, the day of departure is only hours away. It is time to pack and water the houseplants.
Are you ready? Then let us take a peek into the first booklet of „Take me on a trip“.

First double page of the book "Take me on a trip" showing a collage of a winged female figure standing between two pillars looking at a globe. | Die erste Doppelseite des Buches "Take me on a trip" zeigt eine geflügelte Frauenfigur, die zwischen zwei Säulen steht und auf einen Globus blickt.
A guardian angel is watching over the fearless traveller. | Ein Schutzengel begleitet die furchtlos Reisende.

Take me on a trip …

Bag, backpack or suitcase? Just one suitcase, really? Well, it all depends. I travel light by necessity, but always hide a tightly folded bag at the bottom of my suitcase. One never knows how many books will beg to be bought en route. However, so far I have never needed a wooden crate or a substancial trunk as depicted next to the pop-up of an aeroplane.
Well, as you can see our means of transport has arrived. The plane looks a bit oldfashioned, but appearances can be deceptive.

Pop-up of an oldfashioned aeroplane. Luggage sits beside it. | Pop-up eines altmodischen Flugzeugs. Das Gepäck steht neben ihm.
An aeroplane is waiting to be loaded. | Das Flugzeug wartet schon, dass es beladen wird.

So fasten your seatbelts and

… let us travel through the mists of time …

Overtourism proves that people are drawn to cities that have not lost their historic centres yet. Paris, Amsterdam and Venice come to mind. Would you travel somewhere to take a stroll in the banlieues, to spend your holiday in a modern shopping mall or to stare in awe at architectural atrocities, that can be subsumed under the term Corporate Crap? I think not.
We crave the beautiful and the sublime. We love variety. Imagine a world without castles, palaces, historic gardens, archaeological sites, museums and libraries, a world devoid of different cultures and traditions. What would be left to connect us with humanity´s past?

The second pop-up of the booklet is dedicated to all things historic and beautiful, be it temples, town houses or artefacts.

Pop-up with spiralling clouds, historic buildings and objects. | Pop-up aus Wolkenspirale, historischen Bauten und Objekten.
Fancy a trip to the Nile, a stroll through the ruins of a roman city, or a tour of a library allowing a glimpse of fabulous manuscripts? | Lust auf eine Reise an den Nil, einen Spaziergang durch die Ruinen einer römischen Stadt oder auf einen Bibliotheksrundgang, wunderbare Handschriften inclusive?
Pop-up with spiralling clouds, historic buildings and objects. | Pop-up aus Wolkenspirale, historischen Bauten und Objekten.

You prefer to commune with nature? Then come along

… to distant hills and foreign shores

What is more invigorating than a trip to the sea? Bask in the sun, eat seafood, collect shells or take a swim – there is so much to do and see, one is spoilt for choice. In landlocked countries mountains and woods beckon. I owe my lifelong interest in plants and animals to long hikes through forrests and up mountains. Family holidays were made bearable because there was always something to prod or collect, to be looked up in books or drawn later. Curiosity is a good tour guide, no matter whether you enjoy food, botany, fossils or watching other people.

Pop-up with mountain range and a castle towering over the sea. | Pop-up einer Bergkette mit Burg, hoch über dem Meer.
At home or abroad: nature is good for you – but, please, don´t leave your litter. | Ob Zuhause oder im Ausland: Natur tut gut – aber lassen Sie bitte ihren Müll nicht zurück.

Fernweh

Was gibt es Schöneres als eine Reise zu planen? Das Sammeln von Informationen erweitert den Horizont und steigert die Vorfreude. Damit meine ich nicht die Suche nach Unterkünften, sondern das Anlesen von Wissen über Reiseziele, den Erwerb von Landkarten/Stadtplänen und das Studium derselben. Dann endlich sind es nur mehr Stunden bis zur Abreise. Es ist Zeit zu packen und die Zimmerpflanzen ordentlich zu gießen.
Sind Sie bereit? Dann lassen sie uns einen Blick ins erste Büchlein von „Take me on a trip“ werfen.

Nimm mich mit auf die Reise …

Tasche, Rucksack oder Koffer? Nur ein Koffer, wirklich? Nun ja, das hängt davon ab. Ich bin es gewohnt, leicht zu reisen, habe aber immer eine zusammengefaltete große Tasche tief unten im Koffer dabei. Wenn man unterwegs ist weiß man ja nie, wie viele Bücher geradezu darum betteln, gekauft zu werden. Eine Holzkiste oder einen riesigen Reisekoffer, wie neben dem Flugzeug-Pop-up zu sehen, habe ich allerdings noch nie benötigt.
Zeit aufzubrechen: unser Transportmittel ist hier. Das Flugzeug sieht ein wenig altmodisch aus, aber der erste Eindruck kann täuschen. Also, Gurte festgezurrt und los geht es …

… auf eine Zeitreise durch die Nebel der Geschichte …

Der Massentourismus beweist, dass Städte mit noch intakten historischen Stadtkernen Menschen anziehen. Paris, Amsterdam und Venedig fallen spontan ein. Würden Sie irgendwohin fahren, um einen Spaziergang in einem Vorort mit Plattenbauten zu machen, um Ihren Urlaub in einem modernen Einkaufszentrum zu verbringen oder um voller Ehrfurcht potthässliche Neubauten anzustarren, deren Gestaltung man unter dem Begriff Spekulantenscheiße zusammenfassen könnte? Ich glaube nicht.
Wir sehnen uns nach dem Schönen und Erhabenen. Wir lieben Abwechslung. Stellen Sie sich eine Welt ohne Burgen, Schlösser, historische Gärten, archäologische Stätten, Museen und Bibliotheken vor, eine Welt ohne unterschiedliche Kulturen und Traditionen. Was würde uns dann noch mit der Geschichte der Menschheit verbinden?

Das zweite Pop-up des Büchleins ist den historischen Schönheiten gewidmet, von Tempeln über Stadthäuser bis zu Artefakten.

Ach, Sie genießen lieber die Natur? Dann kommen Sie mit zu

… fernen Hügeln und exotischen Stränden

Was belebt die Sinne mehr als eine Fahrt ans Meer? Man kann in der Sonne braten, Meeresfrüchte essen, Muscheln sammeln oder schwimmen gehen. Es gibt dort so viel zu tun und zu sehen, dass man gar nicht weiß wo anfangen. In strandlosen Ländern locken Berge und Wälder. Ich verdanke mein Interesse an Pflanzen und Tieren langen Wanderungen durch Wälder und auf Berge. Die Tatsache, dass es dabei immer etwas zu stubsen oder sammeln gab, über das man später in Büchern recherchieren konnte oder das sich zeichnen ließ, machte die Familienurlaube erträglich. Neugier ist ein guter Fremdenführer, ganz egal ob die Begeisterung Essen, Botanik, Fossilien oder dem Beobachten anderer Menschen gilt.

Take Me On A Trip

Nimm mich mit auf die Reise

Oh, to be free from the daily grind, from work, household chores and the demands of others – at least for a short period of time. In a good year I would have taken a few days off in early summer to travel and enjoy the intoxicating feeling of being somewhere else. I miss the experience of motion, of speed and of new visual impressions.

I have become an armchair traveller thinking wistfully of foreign lands. | Sehnsüchtiges Reisen mit dem Finger auf der Landkarte.

When on holiday I refuse to be ruled by the clock. Spontaneity reigns supreme. Package tours? Prebooked tickets? No, thank you! With the exception of large cities, I seldom stay put in one place for more than three days, often deciding on a whim where to go next and which train to take. I love to explore unencumbered, flitting from museum to museum, from garden or park to market, from palace to church. Roaming streets randomly, drawn by interesting architecture, I often find enticing small shops selling antiques, books, paper or local food and crafts. At the seaside you will most likely see me on my hands and knees sifting through the sand in search of tiny shells or staring rapt into rockpools. Bliss!

Some years ago I tried to catch my attitude towards travel in a book. To express my love for historic places/things I chose collage as a medium, delving into my collection of old letters, documents, illustrations, objects and drawings of my own.
The journey starts and ends with a booklet containing three pop-ups each. An concertina acts as a link and symbolizes the time spent on the road, paying homage to chance encounters and unexpected sights.

When you open the book the aeroplane circles the world. | Beim Öffnen des Buches umkreist das Flugzeug die Erde.
A book can be a gateway, as most journeys begin in the mind. | Ein Buch kann ein Tor zur Welt sein, denn viele Reisen beginnen im Kopf.
The cover of the book is plain, but the packaging gives a hint of what it may contain. | Die Innenseite der Hülle gibt einen Vorgeschmack, nicht das Cover.
The construction of „Take me on a trip“: Two booklets linked by a concertina. | Der Bauplan von „Take me on a trip“: Zwei Büchlein verbunden mit einem Leporello.
The front of the concertina extends between pictures of two enigmatic keys. | Die Vorderseite des Leporellos wird von zwei rätselhaften Schlüsseln flankiert.
The journey continues on the back of the concertina. | Die Reise setzt sich auf der Rückseite des Leporellos fort.

Nimm mich mit auf die Reise

Oh, wie gerne würde ich für kurze Zeit der Mühsal des Alltags entfliehen – irgendwohin weit weg von der Arbeit, dem Haushalt und den Forderungen Anderer. Wäre es ein gutes Jahr, hätte ich mir im Frühsommer ein paar Tage frei genommen, um zu reisen und das berauschende Gefühl einmal woanders zu sein zu genießen. Ich vermisse die Freuden der Fahrt und der damit verbundenen neuen Eindrücke, das Gefühl der Geschwindigkeit und des Vorwärtskommens.

Im Urlaub lasse ich mir den Tagesablauf nicht von der Uhr diktieren. Es regiert die Spontanität. Pauschalreise? In voraus gebuchte Eintrittskarten für „Zeitfenster“? Nein danke! Großstädte ausgenommen, bleibe ich selten mehr als drei Tage an einem Ort. Oft fällt die Entscheidung wo es als Nächstes hingeht – und mit welchem Zug – aus einer Laune heraus. Ich liebe es unbeschwert auf Erkundung zu gehen, von Museum zu Museum, von Garten oder Park zu Markt, von Schloss zu Kirche zu flitzen. Gerne streife ich aufs Geratewohl durch Straßen, lasse mich von interessanter Architektur locken und finde so oft verführerische kleine Läden, die Altwaren, Bücher, Papier oder lokales Essen und Kunsthandwerk verkaufen. Am Strand bin ich zumeist auf allen Vieren anzutreffen, entweder weil ich den Sand nach winzigen Muschen durchsuche oder verzückt in Tümpel starre. Glückseeligkeit!

Vor einigen Jahren habe ich versucht, meine Einstellung zum Reisen in einem Buch einzufangen. Um meiner Liebe zu historischen Orten/Dingen Ausdruck zu verleihen wählte ich als Medium die Collage. Als Material diente meine Sammlung alter Briefe, Dokumente, Illustrationen, Objekten und eigener Zeichungen.
Die Reise beginnt und endet mit einem Büchlein, das jeweils drei Pop-ups enthält. Ein Leporello verbindet die beiden Teile und symbolisiert gleichzeitig die Unterwegs verbrachte Zeit mit einer Hommage an Zufallsbegegnungen und unerwartete Anblicke.

My home is my castle

Das traute Heim

Input, I need input – badly. There is no lack of things to do, all of them unpleasant and/or work-related, in short: output only. The daily grind goes on, more tedious than ever. Lately I was so bored and angry, I needed to hear something rip. Shredding paper can be immensely satisfying, trust me. First I devastated the contents of my wastepaper basket, than turned towards the box with material for collages. To give my thirst for destruction a creative twist seemed just as well.

Picking illustrations of furniture out of the substancial heap of scraps – left after a vigorous bout of tearing – got me thinking about a book project focusing on the theme of „home“.

Snapshot of  a collage in progress. | Arbeitsfoto einer Collage.
Work in progress: from scraps to collage. | Kunst als Therapie: Aus vielen Schnippeln wurde eine Collage.

Home can mean many things, the term is emotionally fraught. From an economic perspective affordable living space has become the exception rather than the rule over the past 30 years of rampant Neoliberalism. Apartments are getting smaller to the detriment of our psychological and physical wellbeing. The culmination of this trend is the so called smart flat/tiny house – sold/rented at a premium price, of course. To me these overpriced cells are the acme of exploitation of and greedy contempt for a basic human need, namely a small territory of one´s own.

To have a home, a private space one can retire to and feel safe, a place to keep beloved objects, is of the utmost importance. Even more so during a pandemic. These past month have shown how ill suited many homes are to the newly arisen demands by the state and employers. During lockdown we must not leave our home without a reason stipulated by the government. Children are to be taught at home. Many employees have begun to work from home – often without receiving financial compensation for electricity, internet access, equippment and workspace. For many home is on the verge of becoming a prison.

The book "My home is my castle" closed and open. | Das geschlossene und geöffnete Buch "My home is my castle".
My home is my castle“ is a variation of the slot strip book. I found this ingenious construction in the inspiring book „bound“ by Rachel Hazell. | „My home is my castle“ ist eine Variante des slot strip book. Ich habe diese schlaue, klebstofffreie Bauweise dank des Buches „bound“ von Rachel Hazell kennen gelernt.

Hence I decided to draw the towers of a castle. Their walls protect, but they also hem in, confine. Their heights provide an excellent view, but make communication difficult. Space is at a premium in these slender towers. The hall of the castle, where once the household gathered merrily, is out of bounds. My paper towers are wonky, because our castles are built on sand.

Pages of the slot strip book plus towers. | Seiten des slot-strip-Buches mit Türmen.
Pages of the slot strip book plus towers. | Seiten des slot-strip-Buches mit Türmen.
Pages of the slot strip book plus towers. | Seiten des slot-strip-Buches mit Türmen.
The cover of the slot strip book plus towers. | Das Cover des slot-strip-Buches mit Türmen.

Das traute Heim

Input, ich brauche dringend Input. Es gibt keinen Mangel an Dingen, die erledigt werden müssen – allesamt unerfreulich und/oder beruflich. Kurzum, nur Output. Der alltägliche Trott geht weiter, nur noch mühsamer als sonst. Kürzlich war ich dermaßen gelangweilt und verärgert, dass ich etwas reißen hören wollte. Mit Gusto händisch Papier zu schreddern, kann unglaublich befriedigend sein, glauben Sie mir. Als Erstes machte ich dem Inhalt meines übervollen Papierkorbs den Garaus, dann kramte ich die Schachtel mit dem Material für Collagen hervor. Die Lust an der Zerstörung lässt sich durchaus auch kreativ nutzen.

Nachdem ich mich durch herzhaftes Zerfetzen von Papier abreagiert hatte, begann ich Illustrationen von Möbelstücken aus dem beträchtlichen Haufen Fitzel zu klauben und über ein Buchprojekt zum Thema „Zuhause“ nachzudenken.

Zuhause, Heim, kann vieles bedeuten, der Begriff ist emotional aufgeladen. Aus der wirtschaftlichen Perspektive gesehen, ist leistbarer Wohnraum – dank des ungezügelten Neoliberalismus der letzten 30 Jahre – heutzutage die Ausnahme, nicht die Regel. Die Wohnungen werden immer kleiner, zum Schaden unseres psychischen und körperlichen Wohlbefindens. Der Höhepunkt dieses Trends sind wohl die „Smart-Wohnungen“/Tiny Houses – die natürlich zu absoluten Höchstpreisen vermietet/verkauft werden. In meinen Augen sind diese überteuerten Zellen der Gipfel der Ausbeutung und Ausdruck menschenverachtender Gier, in einem grausamen Spiel mit dem grundlegenden menschlichen Bedürfnis nach einem eigenen Revier.

Es ist von größter Bedeutung ein Heim zu haben – einen privaten Raum, in den man sich zurückziehen und sicher fühlen kann, einen Ort an dem sich geliebte Dinge aufbewahren lassen und der den eigenen Bedürfnissen entspricht. Umso wichtiger ist dies in Zeiten einer Pandemie. Die letzten Monate haben uns gezeigt, wie schlecht viele Wohnungen dazu geeignet sind, den neuen Forderungen des Staates und der Dienstgeber zu genügen. Während des Lockdowns dürfen wir unser Heim nur noch aus von der Regierung festgesetzten Gründen verlassen. Kinder müssen zuhause unterrichtet werden. Viele Angestellte arbeiten nun von zuhause – oft ohne eine Abgeltung für Strom, Internetzugang, privat angeschaffte Geräte und Programme sowie Arbeitsplatz. Ganz zu Schweigen von den vielen Menschen, für die das eigene Heim langsam zum Gefängnis wird.

Daher entschloss ich mich, meine Collage mit den Türmen einer Burg zu ergänzen. Deren Mauern schützen, sie schließen aber auch ein. Aus schwindelnder Höhe bieten sie eine gute Aussicht, doch Kommunikation wird schwierig. Platz ist in den schlanken Türmen Mangelware. Das Betreten der großen Halle der Burg, in der sich einst der Haushalt fröhlich versammelte, ist verboten. Meine papierenen Türme sind wackelig, denn unsere Burgen sind auf Sand gebaut.

Canine family members

Familienmitglieder auf vier Pfoten

Diamonds may be a girls best friend, but as companions dogs are matchless. My friend Sigrid would agree. So it is not surprising that we squeal with delight whenever we happen to find vintage portraits of women and their four-legged friends. Sometimes a beloved pet even merited a picture of its own. Always the personality of the dog is apparent. Some are relaxed and snuggle up to their owners. Others are clearly interested in the photographer, whom they eyeball with a perky tilt of the head. And then there are those, who take everything mit equanimity.

What were these dogs thinking of, one wonders – other than „bone, want a bone“, of course.

One of our favourites is this proud mother, who deserves her own collage in the series „A different life“. Raising four greedy puppies must have been exhausting!

Did she rue her short liaison with Ralph, the innkeeper´s dog? At least her owners were happy and named an improvised bar after her. | Bereute sie manchmal ihr kurzes Verhältnis mit dem Hund des Wirten? Zumindest ihre Besitzer freuten sich, benannten sie doch eine improvisierte Bar nach ihr.

Familienmitglieder auf vier Pfoten

Diamanten mögen der beste Freund eines Mädchens sein, als treue Begleiter sind allerdings Hunde unübertroffen. Meine Freundin Sigrid würde zustimmen. Es ist also nicht weiter verwunderlich, dass wir erfreut aufquietschen, wann immer wir zufällig ein historisches Porträt einer Frau mit ihrem vierbeinigen Freund finden. Manchmal wurden die geliebten Haustiere sogar auf einem eigenen Foto für die Ewigkeit festgehalten. Die Persönlichkeit des Hundes ist auf jedem dieser Bilder leicht ersichtlich. Manche sind ganz entspannt und schmiegen sich an ihre Besitzerin. Andere sind mehr am Fotografen interessiert und beäugen ihn aufmerksam mit schräg gelegtem Kopf. Und dann gibt es die ganz Gelassenen, die alles mit Gleichmut über sich ergehen lassen.

Was dachten sich diese Hunde, fragt man sich – natürlich abgesehen von „Knochen, will einen Knochen“.

Obenstehende stolze Mutter ist eine unserer Favoritinnen, die ihre eigene Collage in der Serie „A different life“ verdient. Vier gierige Welpen aufzuziehen muss anstrengend gewesen sein!

The rich misanthrope

Die reiche Menschenfeindin

The ongoing corona-crisis makes me cranky and I am afraid it affects my storytelling …

Madame Y lolls on her sofa sipping from a glass of champagne. Shopping was so exhausting, but she simply could not do without the latest fashions and those earrings just begged to be bought. After all one was worth it. She eyes her purchases lovingly. Daddy had done so well at the stock market and he was a brilliant advisor when it came to investments. Her penthouse in the city had trebled its worth in the past ten years. She was certain her recently acquired mansion in the country would do just as well, if only she could get rid of the squatters at the foot of the hill. Their squalid lodgings spoiled her view. The poor were such a nuisance.

A discreet cough of her butler interrupts her musings.
„There is a mob at the gates, madame.“
„Then tell them to go away.“
„They have pitchforks and cudgels.“
„What do they want?“
„Food, medical aid and shelter for the night, I believe, madame.“
„The insolence! Get my car ready, I will spend the evening in town. Bugsy has promised me a free ticket for her new show.“

The butler leaves the room, only to return within minutes.
„The car does not start, madame.“
„Has the incompetent idiot of a chauffeur been tinkering with the engine again? How am I supposed to get to the theater now?“
„There is no need to worry, madame. Everything has been taken care of, you will be able to leave shortly …“
Madame Y puts down her glass and rises unsteadily to her feet.
„Why is the room spinning?“ She sinks to her knees, clutches her throat and topples over.
„… and permanently,“ finishes the butler and lights a match.

The sixth collage in the series „A different life“. | Die sechste Collage in der Serie „A different life“.

Die reiche Menschenfeindin

Die fortdauernde Coronakrise stimmt mich übellaunig und ich fürchte, dieser unerfreuliche Gemütszustand verlässt mich auch nicht, wenn ich eine Geschichte erzähle …

An ihrem Glas Champagner nippend rekelt sich Madame Y auf ihrem Sofa. Einkaufen ist so anstrengend, aber sie musste einfach die neueste Mode haben und diese Ohrringe schrien geradezu danach gekauft zu werden. Schließlich war man sich das doch wert! Liebevoll gleitet ihr Blick über ihre Einkäufe. Papa hatte so wunderbare Gewinne an der Börse gemacht und wenn es um Investitionen ging, war er unübertroffen. Der Wert ihres Penthauses in der Stadt hatte sich in zehn Jahren verdreifacht. Sie war sich sicher ihr Herrenhaus am Land würde seinen Wert ebenso steigern, wenn sie nur die Wildsiedler am Fuß des Hügels loswerden würde. Sie verdarben ihre Aussicht. Die Armen waren solch ein lästiges Ärgernis.

Ein diskretes Hüsteln ihres Dieners unterbricht ihre Gedanken.
„Gnädige Frau, am Eingangstor hat sich Pöbel zusammengerottet.“
„Dann sagen Sie ihnen, sie sollen verschwinden.“
„Sie sind mit Heugabeln und Knüppeln bewaffnet.“
„Was wollen sie denn?“
„Essen, medizinische Hilfe und eine Unterkunft für die Nacht, glaube ich, gnädige Frau.“
„Was für eine Unverschämtheit! Lassen Sie den Wagen vorfahren, ich werde den Abend in der Stadt verbringen. Bugsy hat mir eine Eintrittskarte für ihre neue Show versprochen.“

Der Diener verlässt den Raum, kehrt aber schon nach wenigen Minuten wieder zurück.
„Der Wagen springt nicht an, gnädige Frau.“
„Hat dieser Trottel von Chauffeur wieder am Motor herumgeschraubt? Wie soll ich jetzt ins Theater kommen?“
„Gnädige Frau, es besteht kein Grund zur Sorge. Wir kümmern uns um alles, sie werden in Kürze aufbrechen können …“
Madame Y stellt ihr Glas ab und erhebt sich schwankend.
„Warum dreht sich das Zimmer?“ Sie sinkt auf ihre Knie, greift sich an den Hals und kippt vornüber.
… und nicht mehr wiederkehren,“ beendet der Diener seinen Satz und entzündet ein Streichholz.

The plant enthusiasts

Die Pflanzenliebhaberinnen

Look at vintage photographs of women and more often than not you will spot cut flowers – be it real or artificial. A lovely sight for sure, but a tad tame. Let´s imagine daring gardeners and plants with a will of their own for a change.

„Gertrud come here, you must see this!“
The nursery owner, who was kneeling in front of a large dome-shaped mound of mirthless moss of a particularly fetching shade of black, rose with creaking limbs and sauntered towards her assistant, Phyllis.
„Look, the blushing daisies are showing a new colour!“ The young woman pointed excitedly at the little plants. Usually this unique variety changed colour from white to pastel pink, but now the daisies were blazing crimson.
„What did you read to them?“
„The news!“

„Well, that explains it!“ Gertrud sighed.
„A short story with a happy ending should calm them. By the way, did you notice the singing nettles have invaded the salad bed again? Please, try to shoo them back to where they belong. And don´t forget to feed the snapdragons, we cant´t have them frighten the zinnias.“
Phyllis nodded. „Will do.“
„Good. If you need help, just shout, I will be in the sunken garden wrestling the roving convolvulus onto a trellis.“ Gertrud hurried away. There was so much to do. What on earth had she been thinking when she took on the project to turn an industrial wasteland into a garden cum nursery?

The fifth collage in the series „A different life“. | Die fünfte Collage in der Serie „A different life“.

Die Pflanzenliebhaberinnen

Sehen Sie sich alte Fotografien von Frauen an und sie werden fast immer auch Schnittblumen im Bild entdecken – seien es nun echte oder künstliche. Ein hübscher Anblick, gewiss, aber ein bisschen zahm. Stellen wir uns zur Abwechslung einmal wagemutige Gärtnerinnen und Pflanzen mit Eigenwillen vor.

„Gertrud komm her, das musst du sehen!“
Die Besitzerin der Gärtnerei, die gerade knieend einen großen Polster freudlosen Mooses von besonders attraktiver schwarzer Färbung bewunderte, erhob sich schwerfällig und schlenderte zu ihrer Assistentin Phyllis.
„Schau, die errötenden Gänseblümchen zeigen eine neue Farbe!“ Die junge Frau deutete aufgeregt auf die kleinen Pflanzen. Normalerweise wechselte diese einzigartige Sorte ihre Farbe von Weiß zu blassem Rosa, doch nun glühten die Gänseblümchen Karminrot.

„Was hast du ihnen vorgelesen?“
„Die Nachrichten.“
„Tja, das erklärt alles!“ Gertrud seufzte.
„Ein Kurzgeschichte mit Happy End sollte sie wieder beruhigen. Hast du übrigens bemerkt, dass die singenden Nesseln schon wieder in das Salatbeet eingewandert sind? Scheuch sie bitte zurück, wo sie hingehören. Und vergiss nicht die Löwenmäuler zu füttern, sonst erschrecken sie die Zinnien.“
Phyllis nickte. „Mach ich.“
„Gut. Ruf, wenn du Hilfe brauchst. Ich muss im tiefliegenden Garten mit den wandernden Winden ringen, damit sie auf die Gitter der Laube klettern.“ Gertrud eilte davon. Es gab so viel zu tun. Was um alles in der Welt hatte sie sich gedacht, als sie das Projekt übernahm, eine Industriebrache in einen Garten mit Gärtnerei zu verwandeln?