Der Herbst ist da und die Melancholie legt sich wie ein Tuch um meine Schultern.
Kategorie: Colour | Farbe
Beschäftigungstherapie
Was wäre ein Spaziergang in der Natur ohne ein Mitbringsel, sei es ein Foto, ein schöner Stein, eine Wiesenblume oder eine Frucht. Ich brauche eine Aufgabe, ein Ziel, wenn ich unterwegs bin. Manchmal nehme ich mir vor, Schmetterlinge zu fotografieren, ein anderes Mal suche ich nach leeren Schneckenhäusern. Mich einfach nur zu bewegen – weil dabei der Kopf so schön leer wird, wie eine Bekannte kürzlich meinte – ist nicht mein Ding.
Die Fundstücke sind Inspirationsquelle, Augenweide und Spielzeug. Manchmal führen sie zu Bestimmungsübungen oder Recherchen, schließlich gibt es immer etwas Neues zu lernen.
So saß ich letzten Sonntag vor wunderbaren Dingen und ließ den Juli in einem Stillleben Revue passieren.
Der Stein, aus einem Schotterhaufen geklaubt, faszinierte mich wegen des dekorativen Schmutzes. Die in einem städtischen Blumenbeet vor sich hin trocknende Schafgarbe hing abgeknickt an ihrem Stängel und bezauberte mit ihrer Struktur. Die Kriecherl blieben von meinen kulinarischen Experimenten verschont, alle anderen wurden gnadenlos verarbeitet – von Marmelade bis zu köstlichen Crumbles. Den prächtigen Rainfarn habe ich von einen Ausflug mit meiner besten Freundin mitgebracht. Er wird mich noch lange an diesen wunderbaren Tag erinnern.
Colour Bliss #16
Farbenfreude #16
Ouch! I have pricked my finger not on a spindle, but on the spiny tip of a sepal. The dry, shrivelled flower obviously does not want to be cut off and shoved into a box. Bad luck, off with your head!
I bought a couple of artichoke thistles (Cynara cardunculus) sometime last summer and left them in a vase until now. The gradual change of colour and shape as they blossomed and slowly aged was quite interesting to observe. Inspired, I got a kick out of playing with scrap yarn.
Colour Bliss #15
Farbenfreude #15
Vienna is depressingly gray from December to March. In a city plagued by high inversion fog winter can be damned boring. The only animals I encounter regularly are other people´s dogs and pigeons. I draw the line at approaching strangers to ask permission to take pictures of their dog. So pigeons it is.
It helps that Vienna has no shortage of a bird that is often referred to as „flying vermin“ or „rats with wings“. Which is a bit unfair to the poor pigeons. At first glance they may seem uniformly gray, but look closer and you will realize that their plumage varies from individual to individual.
City pigeons seem to be keen pedestrians. Unsurprisingly photos of tarmac and manhole covers proved a good match. And once again I delved into my stash of wool …
Die Farben des Herbstes
Das Wetter wird grimmig, die Tage sind grau und trostlos.
Was gibt es besseres gegen die Wintertraurigkeit, als sich in der Farbenpracht herbstlicher Blätter zu verlieren?
Colour Bliss #14
It is cold, a strong wind chases dark clouds across the sky and eventually disperses them. By the time I enter the cemetary the rays of the sun bathe the southern slope of the hill in golden light. I have visited this slightly unkempt graveyard regularly these past two years looking for butterflies and bugs. Today I am in search of lichen. I know almost nothing about the biology of lichen, but have always admired its appearance.
I extract a magnifying glass and my camera from the chaos that reigns supreme in my bag and kneel down in front of a lichen-covered tomb slab. The lichens intricate structure and elegant shades of colour remind me of old lace. Lichen and lace, one natural, one made by deft hands, share another quality: they both grow slowly.
Colour Bliss #14
Es ist kalt, Sturmböen jagen dunkle Wolken über den Himmel und zerstreuen sie schließlich. Als ich den Friedhof betrete, taucht bereits die Sonne den Südhang des Hügels in goldenes Licht. In den vergangenen zwei Jahren habe ich diesen etwas verwilderten Friedhof regelmäßig besucht, um Schmetterlinge und Käfer zu fotografieren. Heute bin ich auf der Suche nach Flechten. Ich habe ihr Aussehen immer reizvoll gefunden, weiß allerdings nur wenig über die Biologie der Flechten.
Ich fische eine Lupe und meinen Fotoapparat aus dem Chaos, das in meinem Allzweckbeutel herrscht, und knie vor einer mit Flechten bewachsenen Grabplatte nieder. Die komplexe, feinteilige Struktur und die eleganten Farbschattierungen der Flechten erinnern mich an alte Spitzen. Flechten und Spitzen, die einen natürlichen Ursprungs, die anderen ein Produkt fleissiger Hände, haben noch etwas gemeinsam: beide wachsen nur langsam.
Colour Bliss #13
Colour Bliss #13
What is it with ducks and bread? How come they have developed such a craving for baked goods? I swear, even half asleep ducks hear and react to the sound of a zipper. Hark! A bag is about to be opened! There might be bread! Get up and hurry! Quack! Quack!
In search of a tasty morsel a particularly inquisitive duck once shoved half of her body into my rucksack, which I had left lying open at my feet. I could easily have bagged her, but ducknapping was not on my agenda that day.
Ducks galore – isn´t their plumage lovely? The less said about the bread the better …
P.S. Please, do not give ducks bread to eat, it is not good for them. | Bitte verfüttern sie an Enten kein Brot, das tut den Tieren nicht gut.
Colour Bliss #13
Was hat es nur mit Enten und Brot auf sich? Warum haben sie einen solchen Appetit auf Backwaren entwickelt? Ich könnte schwören, dass Enten sogar im Halbschlaf das Geräusch eines Reißverschlusses erkennen und darauf reagieren. Hört nur! Jemand öffnet eine Tasche! Es könnte Brot geben! Steht auf und eilt euch! Quak! Quak!
Eine besonders neugierige Ente ist einmal auf der Suche nach einem Leckerli mit dem halben Körper in meinem Rucksack verschwunden, der offen zu meinen Füßen stand. Ich hätte sie hineinschubsen und mitnehmen können, aber das Kidnappen von Enten stand an diesem Tag nicht auf meinem Programm.
Aber ganz ehrlich: Ist das Gefieder von Enten nicht schön? Brot ist da schon eine ganz andere Sache …
The Last Of The Peonies
Die letzten Päonien
The lovely flowers are at their best once they start wilting. Their petals crinkle and shrivel in interesting ways. Subtle colour changes occur. As the uniformly opulent flowers start to droop they are gaining individuality in the process of aging.
Oh, peonies! Their faded beauty reminds me of pastel-coloured ballgowns, delicate embroidery, rococo ruffles, crinkly tissue paper, candlelight on cream wainscotting, dainty pink bonbons and – of all things – meringue.
Die letzten Päonien
Die hübschen Blumen sehen am besten aus, wenn sie beginnen zu verwelken. Schrumpelnde Blütenblätter, die sich elegant krümmen, machen Päonien erst so richtig interessant. Hinzu kommen subtile Farbveränderungen. Während des Alterungsprozesses gewinnen die in ihrer frischen Üppigkeit kaum zu unterscheidenden Blüten an Individualität, denn jede sackt anders in sich zusammen.
Ach, Päonien! Ihre verblasste Schönheit erinnert mich an pastellfarbene Ballkleider, zarte Stickerei, Rokoko-Rüschen, zerknittertes Seidenpapier, cremefarbene Wandvertäfelungen bei Kerzenlicht, zierliche rosa Bonbons and – ausgerechnet – Baisers.
Colour Bliss #12
Colour Bliss #12
It is the middle of April and winter shows no inclination to leave. Outside a storm sings an angry song, whipping raindrops to and fro. Five degrees is way to cold for the season and the sky is a uniform light grey. Just another bleak day in another bleak year. I have snuggled up with a cosy blanket and a cup of hot chocolate. Gazing out of the window I dream of blue skies and better times.
The sky in all its changeable glory has always been a source of pleasure, just not on days like this. To me watching clouds sail past in an infinite sky evokes a feeling of freedom and a yearning for travel. These days I can only roam my tiny flat. Occasionally I go for a walk on well trodden paths, seeing the same things over and over again. I have given up hope to be able to go on a journey ever again.
So I delved into my archive and took pictures of my favourite ceramics to create yet another palette with yarn. Solace can be found in very small things.
Colour Bliss #12
Es ist Mitte April, doch der Winter zeigt sich nicht geneigt, uns zu verlassen. Draußen tost ein Sturm, der die Regentropfen hin und her peitscht. Für die Jahreszeit sind fünf Grad viel zu kalt und der Himmel gibt sich einförmig grau. Kurzum, ein weiterer trüber Tag in einem trostlosen Jahr. Ich habe mich mit einer warmen Decke zusammengerollt und mir eine Tasse heißer Schokolade mit Zimt gemacht. Aus dem Fenster starrend, träume ich von blauem Himmel und besseren Zeiten.
Der Himmel in all seiner wechselhaften Schönheit war und ist für mich eine Quelle der Freude, nur nicht an Tagen wie diesem. Die Wolken in einem grenzenlosen Himmel vorbeisegeln zu sehen, hat in mir immer ein Gefühl der Freiheit wach gerufen, gepaart mit einer Sehnsucht unterwegs zu sein. Heutzutage kann ich nur in meiner kleinen Wohnung im Kreis gehen. Gelegentlich gönne ich mir einen Spaziergang auf ausgetretenen Pfaden, die mich immer wieder an den gleichen Häusern und Bäumen vorbeiführen. Ich habe die Hoffnung aufgegeben, jemals wieder reisen zu können.
Also stöberte ich in meinem Archiv nach Bildern und fotografierte meine Lieblingskeramik, um mich wieder einmal für eine aus Wolle gewickelte Farbpalette inspirieren zu lassen. Trost lässt sich in den kleinsten Dingen finden.
Colour Bliss #11
Colour Bliss #11
Colour warning! If you are averse to the beautiful colour worn by most villains in old animated films by Disney, dont´t scroll on. There are times I envy those characters, especially when it becomes imperative for meek me to create yet another colour palette to cope with stress. So I put on Eartha Kitt and joined her singing „I want to be evil …“ – while fondling balls of wool. Sorting soothing colours almost made me forget my desire to chop wood or throw dishes. I even forbore angry shouting.
Taking pleasure in small things and accidental occurences, I was quite happy to find again a folder containing an abundance of pictures showing wilting tulips in various stages of decay erroneosly filed under the category „texture“ instead of „flowers“. The migration of data during the death throes of my old computer caused more havoc than I had thought. Sigh. Here are a few choice specimens of tulips chosen to match the colour palette
There is still nowhere to go and life is about as exciting as watching a snail cross the road, so I found solace in taking pictures of the patterns light creates on vintage glassware from Murano. The photos are a good match for the tulips.
And the result of these calming pasttimes? A symphony of purple in all its glorious shades!
Colour Bliss #11
Entwarnung! Sie haben bis hierher gescrollt, zeigen also keine Abneigung gegen die wunderbare, von Bösewichten in alten Animationsfilmen von Disney getragene Farbe. Manchmal beneide ich diese Figuren, ganz besonders wenn mich – sanftmütig wie ich bin – das starke Bedürfnis packt, schon wieder eine Farbpalette zu wickeln, um Stress abzubauen. Also legte ich Eartha Kitt auf und sang mit ihr „“I want to be evil …“, während ich dabei Wollknäuel tätschelte. Das Sortieren beruhigender Farben ließ mich fast meinen Wunsch, Holz zu hacken oder mit Geschirr zu schmeißen vergessen. Ich verkniff mir sogar wütend zu schreien.
Zu den erfreulichen Ereignissen der letzten Tage zählte der Fund eines Ordners mit Fotos von verwelkenden Tulpen in unterschiedlichen Stadien des Verfalls, den ich versehentlich unter der Rubrik Textur statt unter Blumen eingeordnet hatte. Die während des Todeskampfes meines alten Computers erfolgte Migration der Daten ging doch nicht so glatt, wie ich anfänglich gedacht hatte. Seufz. Die oben gezeigten Tulpenschönheiten habe ich passend zur Farbpalette ausgewählt.
Da die Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung noch immer eingeschränkt sind und das Leben dadurch ungefähr so spannend ist, wie einer Schnecke beim Queren eines Weges zuzusehen, suchte ich Trost beim Fotografieren. Das Spiel des Lichts auf alten Glasvasen aus Murano ergab hübsche Muster, die gut zu den Tulpen passten. Das Ergebnis des beruhigenden Zeitvertreibs war eine Sinfonie aus Purpurtönen.