Welker Buchstabensalat

Withered Word Salad

Bücher sind aus meinem Leben nicht wegzudenken. Am liebsten würde ich in einer Bibliothek wohnen. Wenn ich spaßhalber als Gedankenspielerei Häuser entwerfe, ist das Herzstück immer ein Raum für Bücher mit Regalen aus schönem alten Holz, gemütlichen Sofas und einem riesigen Arbeitstisch. Natürlich darf auch ein geräumiger Papierkorb nicht fehlen, in dem überarbeitete Manuskriptseiten, verworfene Notizzettel und Papierreste von Buchkunst-Projekten langsam eine Stratigrafie der Ideen und Experimente bilden. Als Wissenschaftlerin, die nicht nur schreibt sondern auch so manches Buchprojekt grafisch vom Entwurf bis zum druckreifen PDF gebracht hat, kann ich ein Lied davon singen, wieviele Versionen und Ausdrucke eines Textes schlussendlich ins Altpapier wandern. Mir hat die englische Bezeichnung „foul matter“ für nicht mehr gebrauchte Manuskripte schon immer gut gefallen. In dem Buch „Textfisch“ bekommt diese faule Materie eine neue Bedeutung und Dimension:

In toten Sprachen verfasste Texte und altmodische Worte sinken auf den Grund des Textmeeres. In diesen tintigen Tiefen leben die Aasfresser und die großen Räuber unter den Textfischen Seite an Seite. Beim schwachen Schein ihrer Leuchtorgane durchsuchen die einen die zähen Ablagerungen der verrottenden Worte nach Nahrung, während die anderen mit zu Buchstaben geformten, leuchtenden Auswüchsen ihre ahnungslose Beute anlocken. Die von diesen unsauberen Essern gern gesehenen Leerzeichen-Putzerfische signalisieren ihre Dienstbereitschaft mit sanft pulsierenden Leuchtpunkten.

Chapter 5. | Das fünfte Kapitel.
Come hither and get eaten: Glowing letters as bait. | Komm und lass dich fressen: Leuchtende Buchstaben als Köder.
Don´t mess with me, I´ ve got teeth! | Leg dich nicht mit mir an, ich habe Zähne!
Would you like to be groomed by me? | Soll ich dich putzen?

Withered Word Salad

Books habe accompanied me all my life. Given the opportunity I would choose to live in a library. A room furnished with dark wooden bookcases, comfortable sofas and a huge worktable always lies at the heart of houses I design in my mind for fun. A capacious waste paper basket is a necessity, too. In it edited manuscript pages, notes and paper cut-offs left from book arts projects slowly build a stratigraphy of ideas and experiments. As a researcher and graphic designer I know from experience how many edited/revised print-outs of a text or layout end up as wastepaper. I have always liked the english term „foul matter“ for all the stuff that has been superseded by the published book. In my book „Textfisch“ its definition is given a new meaning and dimension:

Texts written in dead languages and words, that have fallen out of fashion, sink to the bottom of the Wordsea. In these ink-dark dephts scavengers and the largest predators among textfish live side by side. The former sift through the treakly deposits of rotting words by the weak bioluminescence of their light organs while the latter try to attract their unsuspecting prey with glowing letter-shaped excrescences. Blankspace-Cleanerfish, who signal their services with slowly pulsing light dots, are seen as welcome guests by any untidy eater.

Vom Haiku zur Zeichensprache

From Haiku to Sign Language

Meine Bewunderung für Buchmalerei ist grenzenlos, nicht zuletzt wegen der fantasievollen Randgestaltungen und Initialen. Ich liebe die kräftigen Farben und drolligen Details, den Horror vacui und die Pracht. Also beschloss ich, ein Kapitel des Buches „Textfisch“ in Gouache zu malen.

Wird instant letters dem Wasser kleiner Teiche beigemengt, verleiht es Goldfischen die Gabe Haikus zu dichten. Besucher der Erlebniswelt Lost Arts bedienten sich Ohrtrompeten, um dieser Unterwasserlyrik zu lauschen. Dem exotischen Vergnügen wurde durch ein Fischsterben ein jähes Ende bereitet, nachdem sich ein des Plagiats beschuldigter Dichter im Teich ertränkt hatte. Die überlebenden Goldfische gingen zum Bedauern der Geschäftsleitung dazu über, eine Flossensprache zu entwickeln, die bis heute nicht entschlüsselt werden konnte.

Chapter 4. | Das vierte Kapitel.
Even beetles liked the goldfish´s poems. | Sogar die Wasserkäfer lauschten den Gedichten der Goldfische gerne.
Not another suicidal human, please! | Nicht noch ein selbstmordgefährdeter Mensch, bitte!
Sign language using fins is difficult. | Zeichensprache ist mit Flossen schwierig.

From Haiku to Sign Language

My admiration for illuminated manuscripts knows no bounds, not least because their borders are a space for fantasy. I love the brilliant colours and quirky details, the horror vacui and splendor. Therefore I decided to paint one chapter of the book „Textfisch“ in gouache.

Add instant letters to the water of small ponds and it enables goldfish to talk haikus. Visitors to the theme park Lost Arts were given eartrumpets to listen to this unterwater-poetry. The suicide of a poet accused of plagiarism and the subsequent death of almost all fish put a sudden end to this exotic pleasure. To the infinite regret of the management the surviving goldfish began to develop a sign language using their fins, which has not been decoded so far.

Buchstabensuppe

Alphabet Soup

Ich mag Naturkundebücher, besonders sehr alte Exemplare mit hervorragend gezeichneten und gemalten Abbildungen. Deren knappe Texte, die Basisinformationen zu Tier oder Pflanze vermitteln, haben mich für manches Kapitel meines Buches „Textfisch“ inspiriert.

Textfische ernähren sich von Buchstaben. Gotische Lettern sind ein Leckerbissen, dem sie nur schwer widerstehen können. Fischer verwenden diese altmodischen Schriftzeichen daher gerne als Köder. Doch im Allgemeinen sind Textfische bezüglich der Schriftart nicht wählerisch. Als Ausnahme gelten die Bewohner der Calligraphy Bay, die ausschließlich Handschriftliches zu sich nehmen. In Regionen mit geringer Satzdichte, fern der üppigen Textfelder, jagen Textfische in Gruppen. Dabei isolieren sie Worte und verspeisen deren abgetrennte Anfangs- und Endbuchstaben.

Chapter 3 | Das dritte Kapitel.
Textfish in search of nourishment. | Textfische auf Nahrungssuche.
Textfish tempted by a Gothic letter. | Gleich hängt er am Haken.
Can Textfish read? | Können Textfische lesen?

Alphabet Soup

I am a big fan of books on natural science. Old tomes with excellent drawings and paintings in particuar. Somehow the short paragraphs giving basic information about animals and plants in books of nature served as inspiration for some chapters of my book „Textfisch“.

Textfish feed on letters. Gothic characters are a favourite morsel they can hardly resist. Small wonder that fishermen use oldfashioned type as bait. But in general Textfish are not particularly fastidious when it comes to food – with the exception of the inhabitants of Calligraphy Bay. They only eat letters written by hand. In regions with low sentence density, far from the luxuriant textfields, Textfish hunt in packs. First they isolate words, then they feast on their severed first and last letters.

Ein begehrtes Elixier

A coveted elixir

Das Buch „Textfisch“ war eine wunderbare Spielwiese, um verschiedene Techniken und Materialien auszuprobieren. Für die Literatenfische habe ich alte Buchseiten und als Hintergrund Papier, das ich in einem Geschäft im chinesischen Viertel von Toronto gekauft habe, verwendet.

Englischen Wissenschaftlern ist es gelungen, die Essenz des Textmeeres zu destillieren und als instant letters erfolgreich auf den Markt zu bringen. Trotz seines hohen Preises ist das Produkt bei Aquarianern sehr beliebt, da es die Lebensspanne der seltenen Literatenfische, einer Unterart des Textfisches, in Gefangenschaft erheblich verlängert. Bemühungen ein Konzentrat aus nummerologischem Schlamm zu gewinnen, sind bislang gescheitert.

Das nächste Mal: Die Ernährungsgewohnheiten der Textfische.

Chapter 2. Handlettering on a chocolate wrapper. | Das zweite Kapitel, von Hand auf Einwickelpapier einer Schokoladepraline geschrieben.
Textfish discussing new ideas. | Textfisch, die über neue Ideen diskutieren.
Feed us! The pop-eyed „Leichtsinnige“ is my favourite. | Füttere uns! Der glubschäugige „Leichtsinnige“ ist mein Favorit.
Hurry, hurry, don´t let the tasty morsels sink to the sea-bottom. | Schnell, schnell, bevor die Leckerli am Meeresgrund landen.

A coveted elixir

The book „Textfisch“ proved to be a marvelous playground to try out new techniques and materials. I used pages of an old book for the Literatifish and paper I bought in Toronto´s China Town for the background.

English scientists succeeded in distilling the essence of the Textsea, subsequently successfully released on the market as instant letters. Owners of aquariums love the product despite its high price, because it lengthens the life expectancy of the rare Literatifish, a subspecies of the Textfish, in captivity. Efforts to extract a concentrate from nummerological mud have failed so far.

Next time: What Textfisch eat.

Ein überraschender Fund

An unexpected find

So viel Zeit wie dieses Jahr habe ich noch nie für den Frühjahrsputz aufgewendet. Das kommt davon, wenn man dazu aufgefordert wird, zu Hause zu bleiben. Kein Regalbrett war zu hoch angebracht, keine Staubschicht zu dick. Unerschrocken arbeitete ich mich in Ecken vor, die jahrelang unbehelligt geblieben waren. Sie können sich vielleicht die Freude vorstellen, als ich dabei auf ein Buch stieß, das ich vor rund zehn Jahren schrieb und illustrierte. Es erzählt die Geschichte einer erfundenen Fischart, den Textfischen.

Das Buch „Textfisch“ ist ein Einzelstück, das sieben Kapitel zu je fünf Seiten umfasst. Ich habe hauptsächlich auf Einwickelpapier von Schokoladepralinen geschrieben/gezeichnet (die gleiche Sorte, die auch für das „Tulpenbuch“ Verwendung fand). In den kommenden Wochen werde ich die Geschichte in sechs weiteren Blogbeiträgen erzählen. Hier ist zunächst einmal das erste Kapitel:

Das Zeitalter der Langeweile wurde durch die Wortflut beendet. Als diese langsam versiegte, blieb das Textmeer zurück. In seinen unendlichen Weiten leben die – heute durch eine im Zuge der Erschließung der Bildwelten eingeschleppte Viruserkrankung, Pixeliose, bedrohten – Textfische. Mit Ausnahme der Unterart des „Comedyfish“ handelt es sich um scheue Tiere, die zu Fremden nur langsam vertrauen fassen.

The book „Textfisch“ in its box. | Das Buch „Textfisch“ in seiner Schachtel.
When working with reused paper often Japanese binding is the ideal choice. | Das Buch auf Japanische Art zu binden ist oft die beste Lösung, wenn man mit Altpapier arbeitet.
I used chocolate wrappers for the pages of the book. | Großteils habe ich für die Seiten des Buches Einwickelpapier von Schokoladepralinen verwendet.
Chapter 1. | Das erste Kapitel.
A Textfish on the run. | Ein Textfisch auf der Flucht.
Curiosity won, a Textfish bashfully meets the reader´s gaze. | Die Neugier hat gesiegt, ein Textfisch späht schüchtern aus der Seite.

An unexpected find

Due to circumstance I have spent more time than usual spring cleaning. No shelf was too high, no layer of dust too deep. Undaunted I poked into places I have not looked at for years. Imagine my delight when I unearthed a book I wrote and illustrated ten years ago. In it I tell the story of a fictional species of fish, the Textfisch.

The book „Textfisch“ is a one off comprising seven chapters at five pages each. I wrote/drew mostly on chocolate wrappers (the same kind I used for „Tulpenbuch„). In the coming weeks I will retell the story, originally written in German, in six more blogposts. Here is the first chapter:

The Time of Boredom was brought to an end by the Wordflood. After the flood receded only the Textsee was left. In its infinite dephts live the Textfish – an endangered species, due to a virus, pixeliosis, spread in the course of the exploration of the World of Pictures. With the exception of the subspecies „Comedyfish“ they are shy creatures, who do not trust strangers easliy.

A book with a life of its own

Ein Buch mit Eigenleben

I have loved working on „The Reef“. The finished book (paper sculpture? book object?) can be viewed page by page, just like a conventional book. But believe me, it is much more fun to unfold and display it properly, not least because it offers two – very different – main views. However, keen to unfold „The Reef“ is not easy to handle. Fully extended it measures almost 170 cm. It goes without saying that I built a slipcase for it.

An „The Reef“ zu arbeiten hat Spaß gemacht. Das vollendete Buch (oder ist es doch eher eine Papierskulptur, ein Buchobjekt?) kann natürlich wie ein konventionelles Buch Seite für Seite betrachtet werden. Es ist aber weitaus vergnüglicher, es ganz aufzufalten und als Dekoration zu verwenden. Unter anderem, weil es zwei sehr unterschiedliche Schauseiten besitzt. Leicht ist der Umgang mit „The Reef“ allerdings nicht, es tendiert zu einem Eigenleben und entfaltet sich gerne selbst. Vollständig ausgezogen misst das widerborstige Ding fast 170 cm. Zur sicheren Aufbewahrung habe ich ihm natürlich einen Schuber gebaut.

„The Reef“ is well housed. | „The Reef“ in seiner Behausung.
The cover. I cut the letters for the titel by hand. | Das Cover. Die Buchstaben des Titels sind selbstverständlich Handarbeit.
Flat on its back „The Reef“ offers a view of all pop-ups. | Flach aufgelegt können alle vier Pop-ups gleichzeitig bewundert werden.
Let´s go for a dive along the paper reef. | Auf zum Tauchgang entlang des Papierriffs!
Another view of „The Reef“: Paper cuts link the main pages. Cascades of cut flowers make a tinkling sound when the book is handled. | Die Scherenschnitte verbinden die Seiten mit Pop-ups und bieten eine völlig andere Ansicht. Wenn man mit dem Buch spielt, klimpern die Kaskaden aus gestanzten Blümchen.
Of course the book can be viewed page by page. | Natürlich können die Seiten auch einfach umgeblättert werden.
Nature abhors a vacuum, hence small additional pop-ups at the beginning … | Kaum ein Fleckchen bleibt in der Natur unbevölkert, daher gibt zusätzliche kleine Pop-ups, sowohl am Beginn …
… and the end of the book. | … als auch am Ende des Buches.

Read more about the making of the pop-up book „The Reef“ | Lesen Sie mehr über die Entstehung des Pop-up Buches „The Reef“:
Reef under construction
A bouquet of tiny animals
The submerged wilderness
Where pink meets orange …
Rush hour reef

Rush hour reef

Riff zur Stoßzeit

Four pop-ups do not make a book. Well, they could, provided they are glued together or conventionally bound. There is just one rub: In this case the pop-ups can only be viewed one after the other. That was not what I had in mind. From the beginning I intended the four pop-ups to form a single line, so that they merge into one long strip of paper reef. The easiest way to accomplish such a layout is the accordion fold. It would form a link between the pages enclosing pop-up elements. I didn´t want to include drawings. Stylized paper cuts featuring various aquatic creatures, from fish to shrimp, would capture the busy traffic coursing through the water lanes of a reef much better. Here is what I came up with and you can see the reef gets rather crowded.

Paper cut for the planned book "The Reef". | Scherenschnitt für das geplanten Buch "The Reef".
Paper cut for the planned book "The Reef". | Scherenschnitt für das geplanten Buch "The Reef".
Paper cut for the planned book "The Reef". | Scherenschnitt für das geplanten Buch "The Reef".
Paper cut for the planned book "The Reef". | Scherenschnitt für das geplanten Buch "The Reef".
Paper cut for the planned book "The Reef". | Scherenschnitt für das geplanten Buch "The Reef".

Riff zur Stoßzeit

Vier Pop-ups sind noch lange kein Buch. Nun ja, sie könnten eines sein, wenn man sie entweder zusammenklebt oder auf konventionelle Art bindet. Die Sache hat nur einen Haken: Die Pop-ups können in diesem Fall nur nacheinander angesehen werden. So hatte ich das aber nicht geplant. Mir schwebte von Anfang an vor, dass die vier Pop-ups gleichzeitig in einer Reihe geöffnet werden können, also ein langes Papierriff bilden würden. Am einfachsten lässt sich ein solches Layout mit dem Leporello-, aka Accordion-, Falz bewerkstelligen. Dieser würde die Seiten, zwischen denen sich die aufpoppenden Elemente befinden, verbinden. Ein vollflächiger Papierstreifen mit Zeichnungen kam dafür nicht in Frage. Stattdessen entschied ich mich für luftige Scherenschnitte mit stilisierten Meerestieren, vom Fisch bis zur Krabbe. Ich schnippelte also munter drauflos und wie Sie sehen, ist das Riff dicht bevölkert.

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Reef under construction
A bouquet of tiny animals
The submerged wilderness
Where pink meets orange …

Where pink meets orange …

Wo Pink auf Orange trifft …

Words can´t do the colours of a reef justice. Teeming with life it offers mind-boggling colour combinations in a motley, yet harmonious symphony.
The colours of my fourth pop-up for the book „The reef“ are subdued in comparison.

Worte werden den Farben eines Riffs nicht gerecht. Es wimmelt vor Lebewesen, die sich mit unglaublichen Farbkombinationen schmücken. Zusammen gesehen vereinen sie sich zu einer kunterbunten und dennoch harmonischen Symphonie.
Die Farben meines vierten Pop-ups für das Buch „The Reef“ sind weitaus zurückhaltender.

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Reef under construction
A bouquet of tiny animals
The submerged wilderness

The forth pop-up for the planned book "The Reef". | Das vierte Pop-up des geplanten Buches "The Reef".
The forth pop-up for the planned book "The Reef". | Das vierte Pop-up des geplanten Buches "The Reef".
The forth pop-up for the planned book "The Reef". | Das vierte Pop-up des geplanten Buches "The Reef".

The submerged wilderness

Unterwasser Wildnis

The book project „The Reef“ provided a welcome excuse to delve into books about the complex ecosystem of coral reefs. Some were primarily educational, from others I garnerd visual inspiration. Alas, I will never have the privilege to experience the wonders of a reef firsthand – in the wild, so to speak. Aquariums have to suffice vicariously. In Vienna, there are only two places offering a glimpse of marine life on a larger scale: Haus des Meeres, which I haven´t visited for ages, and the aquarium house in Tiergarten Schönbrunn. To be quite frank, I miss the old aquarium house, long gone. The simple rectangular room, whose walls held a multitude of aquariums large and small, housing a huge variety of fish and other creatures, was completely free of artificial treetrunks, crawl space for small children and other unneccessary structures supposedly enhancing the „experience“. No piped music either. Well, times change and the new, larger aquariums are very fine in their own way, particularly the spectacular reef tank.

To me – at first glance and from a purely aesthetic viewpoint – a reef looks unkempt, chaotic and a bit untidy. But on closer inspection the complexity, wealth of different shapes and intricate details are truly breathtaking, even if it is only a copy of a reef in an aquarium. I tried to capture the apparent lack of symmetry and the multitude of interlocking elements in my pop-ups. Here is the third one:

The third pop-up for the planned book "The Reef". | Das dritte Pop-up des geplanten Buches "The Reef".
The third pop-up for the planned book "The Reef". | Das dritte Pop-up des geplanten Buches "The Reef".
The third pop-up for the planned book "The Reef". | Das dritte Pop-up des geplanten Buches "The Reef".
The third pop-up for the planned book "The Reef". | Das dritte Pop-up des geplanten Buches "The Reef".

Unterwasser Wildnis

Das Buchprojekt „The Reef“ war eine gute Ausrede ausgiebig in Büchern über das komplexe Ökosystem Riff zu schmöckern. Einige davon boten vor allem Information, andere dienten mir als Augenfutter und Inspiration. Leider werde ich ja nie das Privileg genießen, ein Korallenriff in der Natur zu sehen. Ich muss mich stattdessen stellvertretend mit Aquarien begnügen. In Wien gibt es nur zwei Institutionen, die Meeresleben in großem Stil präsentieren: Das Haus des Meeres, das ich schon lange nicht mehr besucht habe, und das Aquarienhaus im Tiergarten Schönbrunn. Um ganz ehrlich zu sein: Ich trauere dem alten Aquarienhaus nach. Es war ein einfacher rechteckiger Raum mit viel Freifläche in der Mitte, in dessen Wände eine Vielzahl großer und kleiner Aquarien eingebaut waren, die eine atemberaubende Vielfalt an Fischen und anderem Meeresgetier beherrbergten. Es gab keine falschen Bäume, Krabbelhöhlen für Kinder oder andere unnötige Einbauten, die vermeintlich das „Erlebnis“ steigern sollen, und natürlich auch keine nervende Hintergrundmusik. Nun ja, die Zeiten ändern sich und zugegebenermaßen sind auch die neuen Aquarien auf ihre Art schön, vor allem das spektakuläre riesige Becken mit Korallenriff.

Auf den ersten Blick und unter Berücksichtigung rein ästhetischer Kriterien, nehme ich ein Korallenriff als ein großes Durcheinander war, es sieht für mich recht chaotisch und ein bisschen unordentlich aus. Bei näherer Betrachtung ist es aber, ob seiner Komplexität, Formenvielfalt und ausgeklügelter Details wirklich atemberaubend, auch wenn es sich nur um ein nachgebautes Riff in einem Aquarium handelt. In meinen Pop-ups habe ich versucht, die fehlende Symmetrie und die zahlreichen ineinandergeschachtelten Elemente vereinfacht wiederzugeben. Hier ist das Dritte.

Read more about the making of the pop-up book „The Reef“: | Lesen Sie mehr über das Pop-up Buch „The Reef“:
Reef under construction
A bouquet of tiny animals

A bouquet of tiny animals

Ein Strauß aus winzigen Tierchen

I have always been fascinated by marine biology. For a very short time I even considered reading it at university. Well, I didn´t, other subjects beckoned more strongly. The love for fish, squid, anemone and company remained. Among other things this is due to my mother, who spent endless hours with a sickly 5-year old me drawing fish and other aquatic creatures. Thanks mum, I appreciate that you have sparked and supported my interest in nature!

Shortly after I started work on the second pop-up for „The Reef“ it became clear that eventually the individual pieces would have to be bound. Therefore particular care had to be taken in the construction of the mechanisms to accomodate the needle going through several stitchholes along the spine. A challenge with this one, due to the orange ball made of tissue paper.

The second pop-up for the planned book "The Reef". | Das zweite Pop-up des geplanten Buches "The Reef".
The second pop-up for the planned book "The Reef". | Das zweite Pop-up des geplanten Buches "The Reef".
The second pop-up for the planned book "The Reef". | Das zweite Pop-up des geplanten Buches "The Reef".
The second pop-up for the planned book "The Reef". | Das zweite Pop-up des geplanten Buches "The Reef".
The second pop-up for the planned book "The Reef". | Das zweite Pop-up des geplanten Buches "The Reef".

Ein Strauß aus winzigen Tierchen

Meeresbiologie hat mich schon immer fasziniert. Für einen Moment war ich sogar versucht das Fach zu studieren. Habe ich aber dann doch nicht getan, andere Studienrichtungen erwiesen sich als verlockender. Die Liebe zu Fischen, Kalmaren, Anemonen und anderem Seegetier ist geblieben. Unter anderem habe ich das meiner Mutter zu verdanken, die stundenlang mit mir Fische und andere Tiere des Wassers zeichnete, als ich eine kränkliche Fünfjährige war. Danke Mama, ich weiß es zu schätzen, dass du mein Interesse für die Natur geweckt und gefördert hast!

Kurz nachdem ich mit der Arbeit am zweiten Pop-up für „The Reef“ begonnen hatte wurde mir klar, dass die Einzelteile zu guter letzt gebunden werden sollten. Bei der Entwicklung der Mechanismen musste also von vornherein bedacht werden, dass später eine Nadel ungehindert durch die Löcher am Falz geführt werden kann. Bei diesem Pop-up war das eine Herausforderung, denn das orangefarbene Seidenpapier-Bällchen verdeckt gut die Hälfte des Mittelfalzes.

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Reef under construction