Als Archäologin habe ich gelernt, Objekte Schicht für Schicht freizulegen. Bei der Rettung meiner Hosen kehrt sich der Arbeitsprozess um, Stofflage legt sich auf Stofflage. Mein Lieblingsstück habe ich nun zum vierten Mal geflickt. Das kommt davon, wenn die Flicken Löcher bekommen …
Und weil es so viel Spaß gemacht hat, kam zum Notwendigen noch die Verschönerung mit Glasperlen und Pailletten dazu. Irgendwann werde ich nur noch Lumpen im Schrank haben, aber die Lumpen sind schön.
Kategorie: Reuse | Wiederverwendung
Transformation of a serendipitous find
Ein Zufallsfund in neuem Gewand
Friends, I bought a chair. I had no intention to do so, but when I saw the poor thing I could not help myself. Bedraggled and forlorn it stood on the sidewalk in front of an antique store. An outcast considered too shabby to join its posh brothers and sisters inside the shop. I patted the chairs carved backrest reassuringly, checked its joints and took the aged beauty home with me.
I could not find an upholstery fabric I liked, so I decided to make my own. Up-/recycling torn jeans and vintage fabric scraps was tremendous fun!
I upholstered chairs before, but are sadly lacking practice. You can imagine I was nervous lest I should ruin the fabric. Luckily no mishaps occured.
Ein Zufallsfund in neuem Gewand
Ich habe einen Sessel gekauft. Es war nicht meine Absicht, aber als ich das arme Ding heruntergekommen und verlassen am Gehsteig vor einem Altwarenladen stehen sah, konnte ich nicht anders. Mein Herz schlug für das ausgestoßene Sitzmöbel, das als zu schäbig angesehen wurde, um seinen schicken, aufpolierten Brüdern und Schwestern in den Verkaufsräumen gesellschaft zu leisten. Ermutigend tätschelte ich die geschnitzte Rückenlehne des Sessels, überprüfte ihn auf Standfestigkeit und schleppte die betagte Schönheit in mein Atelier.
Das Entfernen der Polster-/Stoffteile kostete mich zwei Fingernägel, dafür gewann ich drei Blasen. Der Versuch einen Bezugsstoff zu finden schlug fehl. Nichts gefiel mir. Also beschloss ich, selbst einen Stoff anzufertigen. Vergnügliche Stunden mit zerschnittenen, kaputten Jeans und alten Stoffresten aus dem Vorrat folgten. Das Ergebnis endete fast als Wandbehang! Aber ich riss mich am Riemen und machte mich daran, den Sessel aufzupolstern und zu bespannen. Ich habe in meinem Leben schon einigen Sitzmöbeln neues Leben eingehaucht, aber mittlerweile fehlt mir die Übung. Glücklicherweise ging alles gut, der Bezugsstoff erlitt keinen Schaden. Das Ergebnis ist zwar nicht perfekt, aber ich hatte meinen Spaß. Und Atelierbesucher können sich endlich wieder setzen.
Geschnipseltes
Es ist immer wieder erstaunlich, was ich beim Aufräumen alles finde. Neulich ist eine Schachtel mit Papierabfall von zwei Buchprojekten (Take me on a Trip und Tea with my Gargoyle) aufgetaucht.
Ein Fingerbad im Papiermeer führte zu Schnipsel fischen und legen, der Klebstoff war griffbereit und – schwupps – schon gibt es neue Collagen.
Sie sind ein wenig düster für die Jahreszeit, aber beim Recycling kann man nicht wählerisch sein.
Patching up wounds
Wundversorgung
Wear and tear, sunlight and regular cleaning have taken their toll on my cushions covers, poor old things. In 2013 I was determined to learn screenprinting. I had no intention to waste good cloth, so I cut up some ruined linen trousers from my stash of torn clothing. The course I took was fun and the textile prints did not go to waste either. Combined with purple and pink silk cut-offs (left from a previous project), green ribbons and a handful of beads/sequins the best pieces were made into cushion covers.
Almost ten years later the silk has become brittle, rips ensued. Time to mend and embellish some more! Nobody will notice the new patches – that is the beauty of recycling – and the crocheted flowers made from scrap yarn add extra charm.
Wundversorgung
Der tägliche Gebrauch, direktes Sonnenlicht und regelmäßiges Reinigen haben meinen Kissen übel zugesetzt, die armen Dinger. Als ich 2013 fest entschlossen war, die Technik des Siebdrucks zu erlernen, hatte ich nicht die Absicht guten Stoff zum Üben zu verwenden. Also zerschnitt ich kurzerhand einige kaputte Leinenhosen aus meinem Hort beschädigter Kleidung. Der Kurs, den ich besuchte, hatte Spaß gemacht und die Textildrucke waren sogar verwendbar. Aus den besten Stücken wurden zusammen mit Seidenresten in lila und pink (Verschnitt von einem vorhergegangenen Projekt), grünen Bändern und Perlen/Pailletten fünf neue Kissenhüllen.
Fast zehn Jahre später ist die Seide brüchig, Risse taten sich auf. Zeit zu Flicken und die Schäden hinter weiteren Verzierungen verschwinden zu lassen! Die neu hinzugefügten Stoffstücke werden niemanden auffallen – das ist das Schöne am Recycling – und die gehäkelten Blüten aus Wollresten haben ihren eigenen Charme.
Wishful thinking
Wunschdenken
Lately I dreamt I was walking through clouds of cow parsley, the sun warm on my skin. The gentle sounds of industrious insects filled the air and occasionally a butterfly bumbled by. At the end of the path a mysterious gothic tower promised adventure. I was halfway to my destination when the alarm clock woke me to yet another grey and dreary day.
But my dream had given me an idea. Most of the scrap paper dyed purple and blue with red cabbage still languishes unused in a desk drawer. Just for a lark I grabbed a handful, punched discs, cut butterflies, wielded a brush and folded envelopes.
The individual elements can be assembled to create a paper sculpture. Basically this is a design game. The discs decorated with stylized flowerheads represent cow parsley. Butterflies and bugs pay a visit. The shape of the ensemble is up to the player.
Wunschdenken
Unlängst spazierte ich im Traum durch Wolken von Wiesenkerbel, die Sonne warm auf der Haut. Die Luft war erfüllt von dem sanften Klang fleißiger Insekten und gelegentlich taumelte ein Schmetterling vorbei. Am Ende des Weges verhieß ein mysteriöser gotischer Turm Abenteuer. Ich hatte bereits die halbe Strecke zu meinem Ziel zurückgelegt, als der Wecker mich unsanft aus dem Schlaf in einen grauen, düsteren Tag riss.
Aber immerhin blieb mir von dem schönen Traum eine Idee. Das mit Rotkraut purpur und blaulila gefärbte Papier dümpelt noch immer unbenutzt in einer Schreibtischschublade. Zum Spaß griff ich mir eine Handvoll, stanzte Scheiben, schnitt Schmetterlinge, schwang den Pinsel und faltete Kuverts.
Die Einzelelemente können ineinandergesteckt werden, um eine Papierskulptur zu bauen. Es handelt sich also im Grunde um ein Spiel für Kreative. Die mit stilisierten Blütendolden verzierten Scheiben stellen den Wiesenkerbel dar. Schmetterlinge und Käfer sind die eifrigen Besucher. Welche Gestalt das Ensemble annimmt, bleibt dem Spieler überlassen.
Oink!
Gemüseschweineparade
Another experiment with vegetable dye! This time I used beetroot juice. What looked like an intense dark red in the pot turned pale pink on paper, a shade that reminded me of pigs. It did not matter what kind of paper I used, only multiple immersion caused a change. Burgundy was the best I could manage.
Gemüsefarbe verlockte zu einem weiteren Experiment! Dieses Mal waren es rote Rüben, die dafür in den Topf wanderten und gnadenlos ausgekocht wurden. Das samtig dunkle Granatrot des Saftes verwandelte sich am Papier in ein zartes Rosa, das mich unweigerlich an Schweine denken ließ. Es war völlig egal welche Art von Papier ich in die tiefrote Flüssigkeit tauchte, das Ergebnis war immer das Blassrosa von Extrawurst. Nur die Anzahl der verabreichten Farbbäder wirkte sich ein wenig aus. Zu mehr als burgunderfarbenen Rändern reichte es dennoch nicht, sie blieben der satteste Farbton.
Kitchen Alchemy
Küchenalchemie
In Austria red cabbage is usually served with meat. Recipes vary. Red wine, apples, chestnuts and spices are involved. Suffice to say „Rotkraut“ is time consuming to prepare and cook. My version is faster, admittedly blander, but probably healthier. Just chop the red cabbage, add water and boil till tender. Strain, season according to taste. As you can see I am neither a cook nor a gourmet.
Red cabbage turns the water it is cooked in a deep purple, which is – to me – of far more interest than its nutritional value. Cooking bores me to tears, so I jumped at the opportunity to experiment with this impromptu dye bath. I dropped in scraps of various paper from ordinary drawing paper, several types of Japanese paper to sheets of kitchen roll. The different shades achieved varied considerably. I suppose this has to do with the acidity of the paper – or lack thereof. The dye is also heat sensitive, as I found out by placing some scraps on top of a radiator. The resulting bricklike pattern was a serendipidous coincidence.
Now the question arises: Shall I make some miniature books?
Küchenalchemie
In Österreich wird Rotkraut normalerweise als Beilage zu Fleisch serviert. Es gibt viele Rezepte, manche mit Rotwein und zahlreichen Gewürzen, andere wiederum verlangen nach Äpfeln oder Maroni. In jedem Fall sind Vor- und Zubereitung zeitaufwändig. Meine Version ist schneller, langweiliger im Geschmack, aber vermutlich gesünder. Einfach das Rotkraut in Streifen schneiden und in Wasser köcheln lassen, bis es weich ist. Abseihen, nach Laune und Vorliebe würzen. Fertig. Sie sehen schon, ich bin weder Köchin noch Feinschmeckerin.
Rotkraut färbt während des Kochvorganges das Wasser ein schönes, kräftiges Lila. Das ist für mich weitaus interessanter als der Nährwert des Gemüses. Ich finde Kochen tödlich langweilig, also ist jede Gelegenheit für Experimente ein Gewinn und ein spontanes Färbebad der Jackpot. Mit Begeisterung tauchte ich Papier aller Art, von einfachem Zeichenpapier über diverse Japanpapiere bis zur Küchenrolle, in die Schüssel mit der purpurnen Flüssigkeit. Das Ergebnis waren Schnipsel in ganz unterschiedlichen Farbtönen. Ich nehme an, das hat mit dem unterschiedlichen Säuregehalt der Papiere zu tun. Die Pflanzenfarbe verändert sich auch unter Hitzeeinwirkung, wie einige zum schnelleren Trocken auf einen Heizkörper gelegte Papierstreifen zeigten. Das Resultat des glücklichen Zufalls war ein ziegelartiges Muster.
Stellt sich nur noch die Frage: Soll ich aus dem Papier Büchlein binden?
I still function, therefore I am
Ich funktioniere noch, also bin ich
The end of the year is nigh and by now I am so angry I would like to rant. But every time I take a deep breath and set pencil to paper words fail me. The pandemic and the requisite measures to curb infections are not the reason for my anger. What incenses me is the observation that unscrupulous politicians subtly use this crisis as a smokescreen to push through an unsavoury political agenda and instigate changes quite unopposed, mostly for the benefit of a small moneyed elite with the right connections.
On a more personal level 2020 was frustrating, monotonous, yet exhausting, and liberally interspersed with nerve wrecking occurances. Rummaging in the box where I keep receipts I decided on a whim that this awful year deserves a book of its own. I think the shape it took is apt and for once the object speaks for itself.
As we are now suffering the third lockdown I used materials at hand, that is I recycled/upcycled stuff I´d usually have thrown away: The cardboard tube hidden inside a roll of toilet paper (the most coveted article in any supermarket during the first lockdown in April), receipts I had kept as an aide memoire to remember where I had been, cardboard offcutts from the cover of a previous project. As a reference to hours spent cleaning and washing up I covered the box with sponge cloth and dust cloth. Never before have I wasted so much time on household chores. There are days I cannot shake the impression that I do little else other than work from home, keep the larder well stocked and spend time cleaning. 2020 truly is a year lost forever.
Ich funktioniere noch, also bin ich
Das Jahresende naht und ich bin so verärgert, dass ich nur noch schreien möchte. Doch kaum hole ich tief Luft und setze zum Schreiben an, verlassen mich die Worte. Der Grund für meine Wut sind weder die Pandemie, noch die zur Eindämmung der Infektionen gesetzten Maßnahmen. Die Verstimmung ist auf die Beobachtung zurückzuführen, dass die Krise von skrupellosen Politikern subtil als Ablenkungsmanöver genutzt wird, um ein politisches Programm mit schalem Beigeschmack durchzudrücken und – ohne auf nennenswerte Opposition zu stoßen – Veränderungen einzuleiten, die großteils nur einer kleinen, vermögenden, gut vernetzten Elite dienen.
Auf der Ebene des persönlichen Erlebens war 2020 frustrierend, monoton aber dennoch kräftezehrend, und großzügig mit nervenaufreibenden Vorkommnissen gespickt. Aus einer Laune heraus entschied ich beim Wühlen in der Schachtel, in der bezahlte Rechnungen wohnen, dass dieses grässliche Jahr ein eigenes Buchobjekt verdient. Ich glaube, seine Gestalt ist passend und das Objekt spricht ausnahmsweise für sich selbst.
Da wir nun den dritten Lockdown erdulden, verwendete ich nur Material, dass ich gerade zur Hand hatte. Präziser ausgedrückt, ich habe Dinge recycelt, die normalerweise im Mülleimer gelandet wären: Das Kartonröhrchen im Inneren einer Rolle Toilettenpapier (während des ersten Lockdowns im April der begehrteste Artikel in jedem Supermarkt), als Erinnerungshilfe aufbewahrte Rechnungen, liegengebliebene Kartonreste des Covers eines anderen Projektes. Schwamm- und Staubtuch zieren die Schachtel als Verweis auf die mit Putzen und Abwasch verbrachten Stunden. Noch nie habe ich so viel Zeit durch Haushaltsarbeit eingebüßt. Es gibt Tage an denen ich mich nicht des Eindrucks erwehren kann, dass mein Leben nur noch aus Homeoffice, der Besorgung von Lebensmitteln und Putzen besteht. 2020 ist wirklich ein verlorenes Jahr.
My home is my castle
Das traute Heim
Input, I need input – badly. There is no lack of things to do, all of them unpleasant and/or work-related, in short: output only. The daily grind goes on, more tedious than ever. Lately I was so bored and angry, I needed to hear something rip. Shredding paper can be immensely satisfying, trust me. First I devastated the contents of my wastepaper basket, than turned towards the box with material for collages. To give my thirst for destruction a creative twist seemed just as well.
Picking illustrations of furniture out of the substancial heap of scraps – left after a vigorous bout of tearing – got me thinking about a book project focusing on the theme of „home“.
Home can mean many things, the term is emotionally fraught. From an economic perspective affordable living space has become the exception rather than the rule over the past 30 years of rampant Neoliberalism. Apartments are getting smaller to the detriment of our psychological and physical wellbeing. The culmination of this trend is the so called smart flat/tiny house – sold/rented at a premium price, of course. To me these overpriced cells are the acme of exploitation of and greedy contempt for a basic human need, namely a small territory of one´s own.
To have a home, a private space one can retire to and feel safe, a place to keep beloved objects, is of the utmost importance. Even more so during a pandemic. These past month have shown how ill suited many homes are to the newly arisen demands by the state and employers. During lockdown we must not leave our home without a reason stipulated by the government. Children are to be taught at home. Many employees have begun to work from home – often without receiving financial compensation for electricity, internet access, equippment and workspace. For many home is on the verge of becoming a prison.
Hence I decided to draw the towers of a castle. Their walls protect, but they also hem in, confine. Their heights provide an excellent view, but make communication difficult. Space is at a premium in these slender towers. The hall of the castle, where once the household gathered merrily, is out of bounds. My paper towers are wonky, because our castles are built on sand.
Das traute Heim
Input, ich brauche dringend Input. Es gibt keinen Mangel an Dingen, die erledigt werden müssen – allesamt unerfreulich und/oder beruflich. Kurzum, nur Output. Der alltägliche Trott geht weiter, nur noch mühsamer als sonst. Kürzlich war ich dermaßen gelangweilt und verärgert, dass ich etwas reißen hören wollte. Mit Gusto händisch Papier zu schreddern, kann unglaublich befriedigend sein, glauben Sie mir. Als Erstes machte ich dem Inhalt meines übervollen Papierkorbs den Garaus, dann kramte ich die Schachtel mit dem Material für Collagen hervor. Die Lust an der Zerstörung lässt sich durchaus auch kreativ nutzen.
Nachdem ich mich durch herzhaftes Zerfetzen von Papier abreagiert hatte, begann ich Illustrationen von Möbelstücken aus dem beträchtlichen Haufen Fitzel zu klauben und über ein Buchprojekt zum Thema „Zuhause“ nachzudenken.
Zuhause, Heim, kann vieles bedeuten, der Begriff ist emotional aufgeladen. Aus der wirtschaftlichen Perspektive gesehen, ist leistbarer Wohnraum – dank des ungezügelten Neoliberalismus der letzten 30 Jahre – heutzutage die Ausnahme, nicht die Regel. Die Wohnungen werden immer kleiner, zum Schaden unseres psychischen und körperlichen Wohlbefindens. Der Höhepunkt dieses Trends sind wohl die „Smart-Wohnungen“/Tiny Houses – die natürlich zu absoluten Höchstpreisen vermietet/verkauft werden. In meinen Augen sind diese überteuerten Zellen der Gipfel der Ausbeutung und Ausdruck menschenverachtender Gier, in einem grausamen Spiel mit dem grundlegenden menschlichen Bedürfnis nach einem eigenen Revier.
Es ist von größter Bedeutung ein Heim zu haben – einen privaten Raum, in den man sich zurückziehen und sicher fühlen kann, einen Ort an dem sich geliebte Dinge aufbewahren lassen und der den eigenen Bedürfnissen entspricht. Umso wichtiger ist dies in Zeiten einer Pandemie. Die letzten Monate haben uns gezeigt, wie schlecht viele Wohnungen dazu geeignet sind, den neuen Forderungen des Staates und der Dienstgeber zu genügen. Während des Lockdowns dürfen wir unser Heim nur noch aus von der Regierung festgesetzten Gründen verlassen. Kinder müssen zuhause unterrichtet werden. Viele Angestellte arbeiten nun von zuhause – oft ohne eine Abgeltung für Strom, Internetzugang, privat angeschaffte Geräte und Programme sowie Arbeitsplatz. Ganz zu Schweigen von den vielen Menschen, für die das eigene Heim langsam zum Gefängnis wird.
Daher entschloss ich mich, meine Collage mit den Türmen einer Burg zu ergänzen. Deren Mauern schützen, sie schließen aber auch ein. Aus schwindelnder Höhe bieten sie eine gute Aussicht, doch Kommunikation wird schwierig. Platz ist in den schlanken Türmen Mangelware. Das Betreten der großen Halle der Burg, in der sich einst der Haushalt fröhlich versammelte, ist verboten. Meine papierenen Türme sind wackelig, denn unsere Burgen sind auf Sand gebaut.
Lebenshungrige Textfische
Fun-loving Textfish
Manche Textfische können der Verlockung des Anderen einfach nicht widerstehen. Sie dürsten nach Ideen, Geschichten und neuen Erfahrungen. Da sie aufgeschlossen und tolerant sind, stehen die meisten Textfische Experimenten nicht abgeneigt gegenüber.
Textfische auf der Suche nach Vergnügen und Abenteuer schwimmen an die geheimnisvolle Grenze des Textmeeres, wo die Membran zwischen Realität und Fiktion dünn und durchlässig ist. Audio-Junkies lauschen in den berüchtigten Whisperbars den Gedanken menschlicher Schriftsteller. Flossenfesteres bieten die Strichpunkt-Clubs. Offiziell gegründet, um den Dialog zwischen den Gattungen zu fördern, haben sich diese Etablissements auf erotische Begegnungen der besonderen Art spezialisiert. Nachwuchs wird liebevoll in Ligaturen-Camps aufgezogen.
Fun-loving Textfish
Some Textfish cannot resist the lure of the other. They are hungry for ideas, stories and new experiences. Open minded and tolerant, most Textfish are not at all averse to experimentation.
Textfish in search of pleasure and adventure swim to the mystical border of the Textsea. Here the membrane between reality and fiction is thin and permeable. In the notorious Whisperbars Audio-Junkies listen to the thoughts of human writers. Semicolon-Clubs offer fins-on-experiences. Officially founded to further the dialogue between species, over time these establishments have specialized in all kinds of erotic encounters. Progeny is raised with loving care in Ligature-Camps.