Tiny Bouquet No. 84

Sträußchen Nr. 84

Kommt ihr fleißigen Bienchen und hübschen Schmetterlinge, es gibt Futter! Esst euch satt, während ich mit den Augen schmause!

In einer kleinen Glasvase mit kugeligem Bauch stehen gelbe und violette Blumen. der Blumenstrauß steht vor schwarzem Hintergrund auf einem Holzkistchen.
Es wuchs für alle genug: Echtes Labkraut (Galium verum), Ackerkratzdistel (Cirsium arvense) und ein kleiner Blütenstand des Schmetterlingsflieders (Buddleja davidii).

Transformation of a serendipitous find

Ein Zufallsfund in neuem Gewand

Friends, I bought a chair. I had no intention to do so, but when I saw the poor thing I could not help myself. Bedraggled and forlorn it stood on the sidewalk in front of an antique store. An outcast considered too shabby to join its posh brothers and sisters inside the shop. I patted the chairs carved backrest reassuringly, checked its joints and took the aged beauty home with me.

Left: The chair as bought. Right: The sturdy frame denuded of all upholstery. Rows of holes indicate that seat and backrest were initially made of „Wiener Gewebe“, a sort of wickerwork, inset into the wooden frame. | Links: So sah der Sessel aus, als ich ihn kaufte. Rechts: Durch die Entfernung der Polsterteile wurden am Holzrahmen die Löcher der ursprünglichen Bespannung mit „Wiener Gewebe“, einem Geflecht aus Peddigrohr, sichtbar.

I could not find an upholstery fabric I liked, so I decided to make my own. Up-/recycling torn jeans and vintage fabric scraps was tremendous fun!

Work in progress. Three fabric paneles were needed: Small ones for the rear (above left) and front (above right) side of the backrest plus a large one for the seat (below). | Momentaufnahmen aus dem Werdegang der Stoffteile für Rück- und Vorderseite der Rückenlehne sowie der Sitzfläche.
The finished fabric for the seat. Looks good as a wall hanging, doesn´t it? | Kurz spielte ich mit dem Gedanken den für die Sitzfläche gedachten Stoff als Wandschmuck zu verwenden.

I upholstered chairs before, but are sadly lacking practice. You can imagine I was nervous lest I should ruin the fabric. Luckily no mishaps occured.

Though the chair is approximately 150 years old it now looks quite trendy. | Sieht doch chic aus und hält sicher nochmal 150 Jahre.
The backrest. It even has a pocket on the rear side to keep notebook and pencil at hand. | Maßgeschneidert: Die Rückenlehne hat auf der Rückseite sogar eine Tasche, denn ich habe gerne Notizbuch und Bleistift in Griffweite.
The new seat of the chair is quite comfortable. | Die bequeme neue Sitzfläche – ich hoffe nur, das Stickgarn ribbelt sich nicht auf.
Welcome to my studio! Take a seat! | Nehmen Sie Platz in meinem Atelier!

Ein Zufallsfund in neuem Gewand

Ich habe einen Sessel gekauft. Es war nicht meine Absicht, aber als ich das arme Ding heruntergekommen und verlassen am Gehsteig vor einem Altwarenladen stehen sah, konnte ich nicht anders. Mein Herz schlug für das ausgestoßene Sitzmöbel, das als zu schäbig angesehen wurde, um seinen schicken, aufpolierten Brüdern und Schwestern in den Verkaufsräumen gesellschaft zu leisten. Ermutigend tätschelte ich die geschnitzte Rückenlehne des Sessels, überprüfte ihn auf Standfestigkeit und schleppte die betagte Schönheit in mein Atelier.

Das Entfernen der Polster-/Stoffteile kostete mich zwei Fingernägel, dafür gewann ich drei Blasen. Der Versuch einen Bezugsstoff zu finden schlug fehl. Nichts gefiel mir. Also beschloss ich, selbst einen Stoff anzufertigen. Vergnügliche Stunden mit zerschnittenen, kaputten Jeans und alten Stoffresten aus dem Vorrat folgten. Das Ergebnis endete fast als Wandbehang! Aber ich riss mich am Riemen und machte mich daran, den Sessel aufzupolstern und zu bespannen. Ich habe in meinem Leben schon einigen Sitzmöbeln neues Leben eingehaucht, aber mittlerweile fehlt mir die Übung. Glücklicherweise ging alles gut, der Bezugsstoff erlitt keinen Schaden. Das Ergebnis ist zwar nicht perfekt, aber ich hatte meinen Spaß. Und Atelierbesucher können sich endlich wieder setzen.

Tiny Bouquet No. 83

Sträußchen Nr. 83

Da es ausgiebig geregnet hat und sich die Pflanzen endlich freudig satt trinken konnten, rankt es wieder in saftigen Grüntönen!

Foliage can be pretty too!

Sieben kleine braune Medizinfläschchen aus Glas stehen in einer Reihe auf einer weißen Marmorplatte. Sie sind mit grünen Blättern und Ranken sowie weißen Blütendolden gefüllt. Vor ihnen liegen Beeren des Wilden Weins und eine Nuß.  | Seven small brown medizine jars made of glass stand in a row on a white marble top. They are filled with green  foliage  and white flowers. In front of them lie berries (Virginia creeper) and a nut.
Streng genommen kein Blumensträußchen, aber ich fand das Arrangement wild und schön: Efeu (Hedera helix), Blätter und unreife Früchte vom Wilden Wein (Parthenocissus quinquefolia), Ranken der Waldrebe (Clematis vitalba) und Wiesenkerbel (Anthriscus sylvestris). | So many different textures and subtle shades of green!
Wollmispel Logo

Tiny Bouquet No. 82

Sträußchen Nr. 82

Obwohl es erst acht Uhr ist, habe ich heute schon genug Gift und Galle gespuckt. Deshalb gibt es zum Abregen ein gelbes Sträußchen mit giftigem Hahnenfuß. Der strahlt zwar unschuldig wie die Sonne, hat es aber in sich.

Cheerful, isn´t it? And yet … Ranunculus acris, the common buttercup, is toxic. I woke up angry, so to choose a bouquet featuring this plant prominently seemed somehow appropriate.

Ein üppiges Sträußchen aus gelben und weißen Wiesenblumen in einer kugeligen Vase. | A tightly packed bunch of white and yellow meadow flowers in a bulbous little vase.
Der Giftige und das Liebesorakel, da kann sich der Wolkige nur ducken und in der Vase klein machen: Scharfer Hahnenfuß (Ranunculus acris), Gänseblümchen (Bellis perennis) und Wiesenkerbel (Anthriscus sylvestris). | An innocuous looking bouquet, but buttercups can create impressive skin sores.

Tiny Bouquet No. 81

Sträußchen Nr. 81

„Hatschi! Hpfff!“ Den bronzenen Drachen schüttelt es und die weiße Blumenwolke bebt. Verdammter Heuschnupfen!
„Hab´ dich!“ kräht der violette Drache und wirft die Glücksperle begeistert seinem Cousin zu.
Dieser seufzt zwischen Niesern resigniert und denkt: „Das nächste Mal verstecke ich mich in einem Holzstoß, damit ich in Ruhe mein Buch lesen kann!“

Eine bauchige, grüne Vase gefüllt mit weißen und violetten Blumen steht vor einem lila Hintergrund. Links der Vase versteckt sich ein bronzener Drache in weißen Blütendolden, rechts hält ein violetter Drache die Glücksperle hoch.
Spiel mit mir, verlangt der violette Drache am Fuß des Blumensträußchens aus Pyrenäen-Storchschnabel (Geranium pyrenaicum) und Wiesenkerbel (Anthriscus sylvestris).

Tiny Bouquet No. 80

Sträußchen Nr. 80

Alles Klee! Artenreichtum, wie man ihn gerne sieht, umgeben von Schöngeistigem. Europa überlegt, ob sie Jupiter in Stiergestalt mit einer Blumengirlande schmücken soll. William Shakespeare ist gleich mit drei Werken zur Hand, schließlich ist Sommer Lesezeit!

Eine mit einem Ausschnitt aus dem 1747 entstandenem Gemälde "Der Raub der Europa" von Boucher, verzierte Tasse ist  üppig mit vier Kleearten gefüllt. Sie  steht vor zwei Büchern auf einer schwarzen Marmorplatte.
Rotklee (Trifolium pratense), Weißklee (Trifolium repens), Hopfenklee (Medicago lupulina), Inkarnat-Klee (Trifolium incarnatum). Über allem wiegt sich eine Futteresparsette (Onobrychis viciifolia). Tiny Bouquet No. 80: der Traum aller Rinder, Schafe und Ziegen?

Tiny Bouquet No. 79

Sträußchen Nr. 79

Keine Sorge, ich habe meine Murmeln nicht verloren. Obwohl es so ausgesehen haben mag, als ich die zwei dünnen Stängelchen des zart besaiteten Gamanderehrenpreises vorsichtig nach Hause trug. Meine städtischen Botanisierversuche entbehren manchmal eben nicht der Komik.

Strahlend blauer Gamanderehrenpreis in einem kugeligen Väschen umgeben von blauen und  transparenten Murmeln mit blauen Schlieren.
Geschafft! Nur eine einzige Blüte warf der Gamanderehrenpreis (Veronica chamaedrys) beleidigt ab. Dann saugte er gierig Wasser und erstrahlte gestärkt wieder frisch in der Farbe des Himmels.

Tiny Bouquet No. 77

Sträußchen Nr. 77

Ich freue mich immer, wenn ich an städtischem Brachland vorbeikomme. Die Häuser sind schon lange abgerissen, gebaut wurde bis heute nicht. Nach und nach erobert sich die Natur Land zurück, das Grundstück wird langsam bunter und artenreicher. Der Löwenzahn sprießt, Gräser gedeihen sowieso. Scheu gesellt sich ein Blümchen, das einst im ehemaligen Hinterhofgärtlein gepflegt wurde, hinzu. Und manchmal lässt sich eine Ortsfremde wie die Gemüserauke blicken.

Weiße und gelbe Wiesenblumen in einem braunem Kännchen mit weißen Punkten. | White and yellow flowers in a brown pitcher with white dots.
Gemüserauke (Eruca sativa), Löwenzahn (Taraxacum officinale) und Gänseblümchen (Bellis perennis) in erdig braunem Ambiente. | Tiny Bouquet No. 77 gives itself country airs, but was picked in the city of Vienna.

Geschnipseltes

Es ist immer wieder erstaunlich, was ich beim Aufräumen alles finde. Neulich ist eine Schachtel mit Papierabfall von zwei Buchprojekten (Take me on a Trip und Tea with my Gargoyle) aufgetaucht.

Ein Fingerbad im Papiermeer führte zu Schnipsel fischen und legen, der Klebstoff war griffbereit und – schwupps – schon gibt es neue Collagen.
Sie sind ein wenig düster für die Jahreszeit, aber beim Recycling kann man nicht wählerisch sein.

C-Dur, Rapunzel, C-Dur – zum Donnerwetter! Au, Au! Nicht mit der Bürste werfen …
Meister, trinkt ein Gläschen damit die Kraft wieder mit euch ist – sonst löst sich das Maßwerk im Westflügel gänzlich auf.
Das Dach ist löchrig, die Vögel ziehen ein.
Tante Medusa hat schon wieder einen griechischen Roman geschickt, den wir schon haben. Wenn das so weitergeht, können wir mit den Seiten das Gästezimmer tapezieren.
„Wie gefällt Ihnen die Aussicht?,“ erkundigt sich ein Wasserspeier bei dem aus der Stadt angereisten Gast. „Gut, aber bei Notre Dame war mehr los.“
Der Hausengel singt das Abendlied und träumt dabei vom Lottogewinn.