Tiny Bouquet No. 87

Sträußchen Nr. 87 – Variationen eines Themas

Boretsch und Bücher standen an diesem Wochenende am Programm. Ein wenig wehmütig schmökere ich seit Tagen wieder einmal in einigen, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in England erschienenen Büchern. Ich liebe ihre schöne Gestaltung und aufwändig verzierten Einbände. Zufällig passten einige von ihnen perfekt zu dem am Rand einer Brache gefunden Boretsch. Schon hatte ich wieder eine Ausrede Sträußchen zu binden und zur Kamera zu greifen, statt Staubsauger schwingend die langweilige Hausarbeit zu erledigen.

Ein Bouquet aus blau blühendem Boretsch (Borago officinalis), Gemeiner Schafgarbe (Achillea millefolium),  Wildaster (Aster ageratoides), Früchten von Efeu und Blattranken von Wildem Wein in einer kleinen, blauen Vase von Wedgwood, die auf alten Büchern steht.
Aller Anfang ist üppig: Die gesamte pflanzliche Ausbeute eines Spaziergangs. Blühender Boretsch Ende November (!!!) kann wohl als ein Zeichen des Klimawandels angesehen werden.
Ein Bouquet aus blau blühendem Boretsch (Borago officinalis), Gemeiner Schafgarbe (Achillea millefolium), Wildaster (Aster ageratoides), Früchten von Efeu und Blattranken von Wildem Wein in einem weißen chinesischen Bescher mit blauem Dekor, der auf alten Büchern steht. Unter einem Efeublatt steht ein Schwein aus transparentem und grünem Glas.
Das arme, gebildete Schwein sucht Schutz unter einem Blatt und mustert nervös von seinem Versteck aus die Umgebung. Es will ja nicht als Neujahrs-Glücksbringer verschleppt werden.
Ein Bouquet aus blau blühendem Boretsch (Borago officinalis), Gemeiner Schafgarbe (Achillea millefolium), Wildaster (Aster ageratoides) und Schneebeeren in einer weißen, kugeligen Vase, die auf alten Büchern steht.
Es geht noch kleiner. Die Vase ist nicht einmal zwei Zentimeter hoch.

Deckelchens großer Tag

Jeder hat sie, doch niemand gibt es gerne zu: Dinge, von denen man sich nicht trennen kann. Ich bewahre aus sentimentalen Gründen seit Jahrzehnten einen alten Deckel auf. Der passende Topf wurde längst am Mistplatz entsorgt, doch der Deckel …
Jetzt hat er endlich seinen großen Auftritt. Mir war langweilig, die Sonnenblumen vom Bauernmarkt standen ermattet in der Vase und plötzlich war alles klar. Hier ist das Ergebnis:

Auf einer schwarzen Marmorplatte sind ein minzegrüner Deckel, halb verdeckt von Federn, und drei Sonnenblumen zu einem Stillleben arangiert. Unten rechts liegen auf einem alten Büchrücken unterschiedlich große, gelbe, gestreifte und hellbraune Schneckenhäuser.  Bienen, eine Wespe und eine Hummel naschen am Pollen. Am Deckel sitzend, nähert sich ein Schmetterling einer kleinen Knospe.
Ein alter Deckel, schön wie ein großer, minzegrüner Mond am schwarzen Nachthimmel. Und keine Sorge, ich habe weder Geflügel gerupft, noch Insekten erlegt. Die Federn stammen von einem kaputten Staubwedel und Bienchen & Co habe ich tot am Wegesrand und von diversen Fensterbrettern aufgesammelt.

Tiny Bouquet No. 85

Sträußchen Nr. 85

Still schleicht sich der Herbst heran. Die Wiesen sind gemäht, nur am Wegesrand stehen noch die Unscheinbaren. Die Wilden Möhren, die in den Pflasterritzen zwischen Gartenmauern und Gehsteigen eine Heimat gefunden haben. Die Waldrebe, sich hartnäckig am Gitterzaum hochrankend. Die Schafgarbe, zäh und selbstbewusst am kargen Grünstreifen dem Rasenmäher, Fußtritten und Hundepfoten trotzend. Weiß, Grün, Rotbraun und Beige sind ihre verhaltenen Farben. Alternd und reifend bezaubern sie mit feinen Details und Strukturen.

Ein üppiges Sträußchen aus weißen Doldenblütlern vereint mit rotbraunen und grünen Fruchtständen steht in einem  dreibeinigen, silbernen Gefäß für Zucker auf einer schwarzen Marmorplatte. Zu seinen Füßen liegen Efeuzweige und ein Würfel.
Das große Krabbeln in den Unscheinbaren – Schafgarbe (Acilllea millefolium), Wiesenkerbel (Anthriscus sylvestris), Fruchtstände von Gemeinem Klettenkerbel (Torilis japonica), Wilder Möhre (Daucus carota) und Waldrebe (Clematis vitalba), Efeu (Hedera helix). Ich habe mir einen Jux gemacht und mit Photoshop fünf Käfer in Tiny Bouquet No. 85 versteckt.

Tiny Bouquet No. 84

Sträußchen Nr. 84

Kommt ihr fleißigen Bienchen und hübschen Schmetterlinge, es gibt Futter! Esst euch satt, während ich mit den Augen schmause!

In einer kleinen Glasvase mit kugeligem Bauch stehen gelbe und violette Blumen. der Blumenstrauß steht vor schwarzem Hintergrund auf einem Holzkistchen.
Es wuchs für alle genug: Echtes Labkraut (Galium verum), Ackerkratzdistel (Cirsium arvense) und ein kleiner Blütenstand des Schmetterlingsflieders (Buddleja davidii).

Tiny Bouquet No. 83

Sträußchen Nr. 83

Da es ausgiebig geregnet hat und sich die Pflanzen endlich freudig satt trinken konnten, rankt es wieder in saftigen Grüntönen!

Foliage can be pretty too!

Sieben kleine braune Medizinfläschchen aus Glas stehen in einer Reihe auf einer weißen Marmorplatte. Sie sind mit grünen Blättern und Ranken sowie weißen Blütendolden gefüllt. Vor ihnen liegen Beeren des Wilden Weins und eine Nuß.  | Seven small brown medizine jars made of glass stand in a row on a white marble top. They are filled with green  foliage  and white flowers. In front of them lie berries (Virginia creeper) and a nut.
Streng genommen kein Blumensträußchen, aber ich fand das Arrangement wild und schön: Efeu (Hedera helix), Blätter und unreife Früchte vom Wilden Wein (Parthenocissus quinquefolia), Ranken der Waldrebe (Clematis vitalba) und Wiesenkerbel (Anthriscus sylvestris). | So many different textures and subtle shades of green!
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Tiny Bouquet No. 82

Sträußchen Nr. 82

Obwohl es erst acht Uhr ist, habe ich heute schon genug Gift und Galle gespuckt. Deshalb gibt es zum Abregen ein gelbes Sträußchen mit giftigem Hahnenfuß. Der strahlt zwar unschuldig wie die Sonne, hat es aber in sich.

Cheerful, isn´t it? And yet … Ranunculus acris, the common buttercup, is toxic. I woke up angry, so to choose a bouquet featuring this plant prominently seemed somehow appropriate.

Ein üppiges Sträußchen aus gelben und weißen Wiesenblumen in einer kugeligen Vase. | A tightly packed bunch of white and yellow meadow flowers in a bulbous little vase.
Der Giftige und das Liebesorakel, da kann sich der Wolkige nur ducken und in der Vase klein machen: Scharfer Hahnenfuß (Ranunculus acris), Gänseblümchen (Bellis perennis) und Wiesenkerbel (Anthriscus sylvestris). | An innocuous looking bouquet, but buttercups can create impressive skin sores.

Tiny Bouquet No. 81

Sträußchen Nr. 81

„Hatschi! Hpfff!“ Den bronzenen Drachen schüttelt es und die weiße Blumenwolke bebt. Verdammter Heuschnupfen!
„Hab´ dich!“ kräht der violette Drache und wirft die Glücksperle begeistert seinem Cousin zu.
Dieser seufzt zwischen Niesern resigniert und denkt: „Das nächste Mal verstecke ich mich in einem Holzstoß, damit ich in Ruhe mein Buch lesen kann!“

Eine bauchige, grüne Vase gefüllt mit weißen und violetten Blumen steht vor einem lila Hintergrund. Links der Vase versteckt sich ein bronzener Drache in weißen Blütendolden, rechts hält ein violetter Drache die Glücksperle hoch.
Spiel mit mir, verlangt der violette Drache am Fuß des Blumensträußchens aus Pyrenäen-Storchschnabel (Geranium pyrenaicum) und Wiesenkerbel (Anthriscus sylvestris).

Tiny Bouquet No. 80

Sträußchen Nr. 80

Alles Klee! Artenreichtum, wie man ihn gerne sieht, umgeben von Schöngeistigem. Europa überlegt, ob sie Jupiter in Stiergestalt mit einer Blumengirlande schmücken soll. William Shakespeare ist gleich mit drei Werken zur Hand, schließlich ist Sommer Lesezeit!

Eine mit einem Ausschnitt aus dem 1747 entstandenem Gemälde "Der Raub der Europa" von Boucher, verzierte Tasse ist  üppig mit vier Kleearten gefüllt. Sie  steht vor zwei Büchern auf einer schwarzen Marmorplatte.
Rotklee (Trifolium pratense), Weißklee (Trifolium repens), Hopfenklee (Medicago lupulina), Inkarnat-Klee (Trifolium incarnatum). Über allem wiegt sich eine Futteresparsette (Onobrychis viciifolia). Tiny Bouquet No. 80: der Traum aller Rinder, Schafe und Ziegen?

Tiny Bouquet No. 79

Sträußchen Nr. 79

Keine Sorge, ich habe meine Murmeln nicht verloren. Obwohl es so ausgesehen haben mag, als ich die zwei dünnen Stängelchen des zart besaiteten Gamanderehrenpreises vorsichtig nach Hause trug. Meine städtischen Botanisierversuche entbehren manchmal eben nicht der Komik.

Strahlend blauer Gamanderehrenpreis in einem kugeligen Väschen umgeben von blauen und  transparenten Murmeln mit blauen Schlieren.
Geschafft! Nur eine einzige Blüte warf der Gamanderehrenpreis (Veronica chamaedrys) beleidigt ab. Dann saugte er gierig Wasser und erstrahlte gestärkt wieder frisch in der Farbe des Himmels.