November is a melancholy month. Leaves flutter away from their trees and drift leisurely to the ground. After the first storms have wreaked havoc branches are suddenly bare, bereft of their glorious foliage. The smell of woodsmoke is in the air. Darkness creeps in and a cherished cup of hot cocoa is scant solace in 2020.
Vom Winde verweht
November ist der Monat der Melancholie. Die Blätter flattern von den Bäumen und driften gemächlich zu Boden. Wenn die ersten Stürme brausen sind die Äste plötzlich, beraubt ihres schönen Kleides, kahl. Der Geruch von Holzrauch liegt in der Luft. Die Dunkelheit rückt näher und im Jahr 2020 ist die geliebte Tasse Kakao nur ein schwacher Trost.
It is a mystery to me why I have so many shades of yellow in my yarn stash. Can colour sneak up to you? I do not plan to knit anything using yellow yarn in the near future, but for winding an autumnal colour palette it comes in handy.
Last saturday I took a walk in the Vienna woods in the hope of boosting my creativity, which is rather low at the moment. It had rained in the morning, but later the sun came out and turned the leaves into a sea of gold. I liked the contrast of vibrant yellows and subdued browns on grey tarmac. Mushrooms are past their prime by now, so I delved into my archive to come up with a few pictures to complement the abundancy of leaves.
Colour Bliss #9
Es ist mir wirklich ein Rätsel, warum in meinem Garnvorrat so viele Gelbtöne zu finden sind. Kann sich eine Farbe heimlich anschleichen? Wie auch immer, ich habe nicht vor in nächster Zeit irgendetwas in Gelb zu stricken. Aber für das Wickeln einer herbstlichen Farbpalette ist der Hort natürlich ideal.
In der Hoffnung meiner erlahmten Kreativität wieder etwas Schwung zu verleihen, unternahm ich letzten Samstag einen Spaziergang im Wienerwald. Es hatte am frühen Vormittag geregnet, aber dann ließ sich die Sonne doch blicken und verwandelte das herbstliche Laub in ein goldenes Meer. Der Kontrast der leuchtenden Gelb- und der stumpfen Brauntöne auf grauem Asphalt gefiel mir. Die im Wald zu findenden Pilze sind mittlerweile nicht mehr sehr ansehnlich, also habe ich einige Bilder als Ergänzung der Fotos von Laub aus meinem Archiv gefischt.
Red Crab has what most of us are in dire need of: space and a house of its own. For exercise it can take a solitary walk in the rock garden. Food is brought to the door. Month ago, to fight boredom, Red Crab decided to learn to tapdance with six legs, to practice standing on one claw while meditating and to work on its pronounciation of bubblespeak. Progress has been slow, but Red Crab is now capable to enunciate „I want to see my friends!“ perfectly in more than one language.
Rotkrabbe ist schlecht gelaunt
Rotkrabbe hat, was viele dringend bräuchten: viel Platz und ein eigenes Haus. Um sich Bewegung zu verschaffen, kann sie in ihrem Steingarten Runden drehen. Das Essen wird an die Tür geliefert. Schon vor Monaten hatte Rotkrabbe beschlossen gegen die Langeweile anzukämpfen, indem sie lernte mit sechs Beinen zu steppen, auf einer Schere zu stehen während sie meditierte und ihre Aussprache von Bubblespeak zu verbessern. Ihre Fortschritte waren bisher mäßig, aber immerhin kann Rotkrabbe mittlerweile den Satz „Ich will meine Freunde sehen!“ in mehr als zwei Sprachen perfekt von sich geben.
The little waterdragon sat at the bottom of the lake. „The world has become such a cold, cruel place,“ it moaned. „I will stay down here and hide.“ It was so frightened that it began to blow bubbles to calm itself. After a while a tiny voice at the back of its mind wailed: „But what about your friends on the surface!“ So the little waterdragon gathered its courage and ascended to the surface of the lake to check on duck and muskrat – and offer help, if needed
Made long before SARS-CoV-2 hit, I hope my paper dragon gives you joy in these dark times.
Der Drache im See
Der kleine Wasserdrache saß am Grund des Sees. „Die Welt ist so kalt und grausam geworden,“ jammerte er. „Ich werde hier unten bleiben und mich verstecken.“ Vor lauter Angst begann er Luftblasen zu pusten, um sich zu beruhigen. Aber schon bald meldete sich sein Gewissen mit klagendem Stimmchen zu Wort: „Du kannst doch deine Freunde an der Oberfläche nicht im Stich lassen!“ Also nahm der kleine Wasserdrache seinen ganzen Mut zusammen und stieg zur Oberfläche des Sees empor, um zu sehen wie es Ente und Bisamratte ging – und ihnen, wenn nötig, seine Hilfe anzubieten.
Als ich dieses Pop-up baute, lag SARS-CoV-2 noch in weiter Ferne. Ich hoffe der Papierdrache bereitet Ihnen ein wenig Freude in dieser schweren Zeit.
September has passed and I still have not paid tribute to one of the most beautiful flowers of the season: the dahlia. The route of one of my favourite walks leads past a small nursery (Dahlien-Kultur DI. Gerhard Wirth) specializing in dahlias. Sometimes I am lucky and my rambling coincides with their opening times. That has not happened in 2020 yet. A couple of years ago I bought this beauty:
After taking some rather conventional pictures I arranged a still life.
Finally I turned to her sisters and let rip. The blurry results remind me of precious ikats.
Spaß mit Dahlien
Der September ist vorbei und ich habe es bis jetzt verabsäumt, einer der schönsten Blumen der Saison Tribut zu zollen: der Dahlie.
Die Route eines meiner Lieblingsspaziergänge führt an einer kleinen Gärtnerei (Dahlien-Kultur DI. Gerhard Wirth), die sich auf Dahlien spezialisiert hat, vorbei. Ich bin meist ziemlich planlos unterwegs, aber manchmal habe ich Glück und die Gärtnerei ist geöffnet, wenn ich vorbeiwandere. Leider habe ich das 2020 noch nicht geschafft. Aber vor ein paar Jahren konnte ich einige berückende Schönheiten kaufen. Die ersten Fotos von ihnen fielen noch konventionell aus, dann arrangierte ich ein Stillleben. Schlussendlich ließ ich die Sau raus und experimentierte mit Bewegung und Unschärfe. Das Ergebnis erinnert mich ein bisschen an kostbare Ikats.
Conkers are catnip to me. I can´t resist them. They are so beautiful and enticing, I have to pick some up whenever I pass a horse chestnut tree in September.
My love for the attractive fruit harks back to my early childhood. We were poor and I did not own many toys. But September always was a feast. With the help of toothpicks and string conkers and acorns turned into animals. There were fat dogs, hedgehogs, mice and countless horses on wobbly legs. Herds of them happily galloped across the floor or grazed peacefully on a bookshelf. Later I supplemented my meager pocket money by gathering horse chestnuts and selling them to a huntsmen, who bought them by the kilo as food for deer. As I grew older I learned to appreciate the beauty of the nut-like seeds.
I am not a big fan of the colour brown, but the smooth glossy skin of a conker is fascinating to behold. Look closely and you notice subtle patterns that bring to mind the grain of polished wood or watered silk. Like size, shape and colouring, the markings of each fruit are unique. Alas, once out of the prickly shell their beauty fades quickly – so I took a picture.
Verrückt nach Rosskastanien
Rosskastanien sind Katzenminze für mich. Ich kann ihnen nicht widerstehen. Sie sind so verlockend schön, dass ich immer einige aufheben muss, wenn ich im September an einem Rosskastanienbaum vorbeigehe.
Ich liebe die attraktiven Früchte seit meiner frühen Kindheit. Wir waren arm und ich besass nicht viel Spielzeug. Aber der September war jedes Jahr ein Fest. Rosskastanien und Eicheln verwandelten sich mithilfe von Zahnstochern und Schnur in Tiere. Sie wurden zu dicken Hunden, Igeln, Mäusen und zahllosen Pferden auf wackeligen Beinchen. Ganze Herden von ihnen galloppierten über den Fußboden oder grasten friedlich im Bücherregal. Später ging ich Rosskastanien sammeln, um mein mageres Taschengeld aufzubessern, denn ein Jäger in der Nachbarschaft kaufte sie kiloweise als Futter für sein Wild. Als ich älter wurde, lernte ich auch die Schönheit der nussartigen Samen schätzen.
Ich bin ja kein großer Fan der Farbe braun, aber die seidig-glatte, glänzende Oberfläche der Rosskastanien ist wirklich faszinierend. Wenn man genau hinsieht, entdeckt man subtile Muster, die an die Maserung von poliertem Holz oder Moiré-Seide erinnern. Das Muster auf jeder Frucht ist einzigartig, genau wie ihre Größe, Form und Farbschattierungen. Leider vergeht ihre Schönheit schnell, wenn sie sich ihrer stacheligen Schale entledigt haben – also schoss ich schnell ein Foto.
Diamonds may be a girls best friend, but as companions dogs are matchless. My friend Sigrid would agree. So it is not surprising that we squeal with delight whenever we happen to find vintage portraits of women and their four-legged friends. Sometimes a beloved pet even merited a picture of its own. Always the personality of the dog is apparent. Some are relaxed and snuggle up to their owners. Others are clearly interested in the photographer, whom they eyeball with a perky tilt of the head. And then there are those, who take everything mit equanimity.
What were these dogs thinking of, one wonders – other than „bone, want a bone“, of course.
One of our favourites is this proud mother, who deserves her own collage in the series „A different life“. Raising four greedy puppies must have been exhausting!
Familienmitglieder auf vier Pfoten
Diamanten mögen der beste Freund eines Mädchens sein, als treue Begleiter sind allerdings Hunde unübertroffen. Meine Freundin Sigrid würde zustimmen. Es ist also nicht weiter verwunderlich, dass wir erfreut aufquietschen, wann immer wir zufällig ein historisches Porträt einer Frau mit ihrem vierbeinigen Freund finden. Manchmal wurden die geliebten Haustiere sogar auf einem eigenen Foto für die Ewigkeit festgehalten. Die Persönlichkeit des Hundes ist auf jedem dieser Bilder leicht ersichtlich. Manche sind ganz entspannt und schmiegen sich an ihre Besitzerin. Andere sind mehr am Fotografen interessiert und beäugen ihn aufmerksam mit schräg gelegtem Kopf. Und dann gibt es die ganz Gelassenen, die alles mit Gleichmut über sich ergehen lassen.
Was dachten sich diese Hunde, fragt man sich – natürlich abgesehen von „Knochen, will einen Knochen“.
Obenstehende stolze Mutter ist eine unserer Favoritinnen, die ihre eigene Collage in der Serie „A different life“ verdient. Vier gierige Welpen aufzuziehen muss anstrengend gewesen sein!
Autumn is knocking on the door, the days are getting shorter and the first berries are turning red. The Wienerwald has much to offer at this time of the year and I regularly feel the urge to commune with nature. So last weekend I decided to go botanizing. I have always loved to gather nuts, seeds, berries and flowers. Looking at plants and animals stimulates my creativity.
To be honest, there is another reason why I enjoy the hunt for beautiful/interesting objects. Some form of enticement, a sense of purpose is nessecary to make me go for a walk. That is why I always take a camera with me wherever I go. Taking pictures is fun and helps me to become more aware of my surroundings. Collecting things – from snail shells to pine cones – is also a great activity to sharpen my eyes and learn something new. Observation may take time, but it is immensely rewarding.
I brought quite a lot of treasure home from my walk.
The objects I found are a good starting point for arranging still lifes. Can you spot some of the ingredients in the picture above in this symphony in brown:
Die Freigebigkeit der Natur
Der Herbst steht vor der Tür, die Tage werden kürzer und die ersten Beeren beginnen sich rot zu färben. Der Wienerwald hat derzeit einiges zu bieten und ich ertappe mich regelmäßig dabei, mit der Natur Zwiesprache halten zu wollen. Also entschied ich mich am vergangenen Wochenende botanisieren zu gehen. Es hat mir schon immer Spaß gemacht Nüsse, Beeren, Samen und Blumen zu sammeln. Das Betrachten von Pflanzen und Tieren fördert meine Kreativität.
Um ehrlich zu sein, es gibt noch einen Grund warum ich die Jagd nach schönen/interessanten Dingen genieße. Ich brauche eine Verlockung, eine Aufgabe, damit ich mich zu einem Spaziergang aufraffe. Deshalb schleppe ich auch immer eine kleine Kamera mit mir herum. Fotografieren macht Spaß und es hilft mir, zu entschleunigen und meine Umgebung bewusster wahrzunehmen. Das Sammeln von Dingen – egal ob Schneckenhaus oder Tannenzapfen – ist auch eine großartige Beschäftigung, um den Blick zu schärfen und Neues zu lernen. Es kostet zwar viel Zeit genau hinzusehen, aber es zahlt sich aus.
Ich habe von meinem Spaziergang Schätze nach Hause gebracht. Die gefundenen Objekte sind eine perfekte Materialsammlung für die Gestaltung von Stillleben. Entdecken Sie einige Ingredienzien der Symphonie in Braun auf dem Teller?
Fleamarket finds offer so much fun! I love old illustrated books, not least because they are full of figures of objects no longer in use and amusing pictures of evocative scenes.
Publications targeted at women and their families, like Die Gartenlaube or Schorrer´s Familienblatt, are a treasure trove of absurdities. Take, for example, the picture of a fecund hen and her chicks receiving a visit of friends. Readers obviously liked sentimental stuff of this kind, how else could one explain the caption „Besuch für die Wöchnerin“ (visitit to a woman in childbed)?
And look what beastly me did: I tore out the page and placed hard boild eggs in front of the silly illustration! Four eggs left unfertilized, laid only to be snatched away and cooked to perfection. No cute chicks will ever burst forth from their shell. Life can be cruel – still lifes can be just as well.
Der Eierdieb
Mit Flohmarktfunden kann man so viel Spaß haben! Ich liebe alte illustrierte Bücher, unter anderem wegen der Abbildungen von längst nicht mehr in Gebrauch stehenden Gegenständen und amüsanten Genreszenen.
Publikationen wie Die Gartenlaube oder Schorrer´s Familienblatt, deren Zielpublikum Frauen und ihre Familien waren, sind ein wahres Schatzkästlein der Absurditäten. Nehmen Sie zum Beispiel das Bild einer fruchtbaren Henne und ihrer Küken, die Besuch von Freundinnen erhält. LeserInnen gefiel derartiges sentimentales Zeug offenbar, wie ließe sich sonst die Bildunterschrift „Besuch für die Wöchnerin“ erklären?
Ich Biest habe prompt die Seite herausgerissen und hart gekochte Eier vor die dümmliche Illustration gestellt. Ein Stillleben mit vier unbefruchteten Eiern, die nur gelegt wurden, um entwendet und perfekt gekocht zu werden. Nie werden niedliche Kücken aus den Eierschalen hervorbrechen. Das Leben kann grausam sein – Stillleben ebenso.
My love for the sea goes back a long time. However, I cannot fathom what possessed me to write a nightmarish story about a dive going terribly wrong. As the boat slowly descends the panic of the person supposed to gather data about deep-sea creatures mounts and finally escalates.
A file is such an intangible, unattraktive thing, so I made a book – as was to be expected. To capture the feeling of claustrophobia and growing anxiety font size dwindles to nothing and the lines get blurrier with each page. Finally the text becomes unreadable. Behind six closed portholes fish lurk. Pull a tab and you find yourself face to face with weird creatures flaunting long teeth, bulging eyes and glowing appendages. Who is the scariest of them all?
Tiefenrausch
Ich liebe das Meer schon seit langem. Was mich bewog, eine beklemmende Geschichte über einen katastrophal endenden Tauchgang zu schreiben, ist mir allerdings bis heute ein Rätsel. Während das Tauchboot langsam tiefer sinkt, steigt die Panik der Person, die Daten über die Lebewesen der Tiefsee sammeln soll, um schließlich zu eskalieren.
Eine Datei ist so nichtssagend unattraktiv, also habe ich – wie zu erwarten – ein Buch angefertigt. Seite für Seite schrumpft die Schriftgröße auf ein Nichts und die Zeilen werden immer verschwommener, um ein klaustrophobisches Gefühl und Beklemmung zu visualisieren. Hinter sechs Bullaugen lauern Fische. Wenn man eine Lasche zieht, findet man sich plötzlich von Angesicht zu Angesicht mit seltsamen Wesen, die stolz lange Zähne, Glubschaugen und leuchtende Fortsätze präsentieren. Wer ist am Furchterregendsten?