The Egg Thief

Der Eierdieb

Fleamarket finds offer so much fun! I love old illustrated books, not least because they are full of figures of objects no longer in use and amusing pictures of evocative scenes.

Publications targeted at women and their families, like Die Gartenlaube or Schorrer´s Familienblatt, are a treasure trove of absurdities. Take, for example, the picture of a fecund hen and her chicks receiving a visit of friends. Readers obviously liked sentimental stuff of this kind, how else could one explain the caption „Besuch für die Wöchnerin“ (visitit to a woman in childbed)?

And look what beastly me did: I tore out the page and placed hard boild eggs in front of the silly illustration! Four eggs left unfertilized, laid only to be snatched away and cooked to perfection. No cute chicks will ever burst forth from their shell. Life can be cruel – still lifes can be just as well.

Still life with eggs, bread, and coffe mug. | Stillleben mit Eiern, Brot und Kaffeehäferl.
Breakfast of an egg thief. | Frühstück eines Eierdiebs.

Der Eierdieb

Mit Flohmarktfunden kann man so viel Spaß haben! Ich liebe alte illustrierte Bücher, unter anderem wegen der Abbildungen von längst nicht mehr in Gebrauch stehenden Gegenständen und amüsanten Genreszenen.

Publikationen wie Die Gartenlaube oder Schorrer´s Familienblatt, deren Zielpublikum Frauen und ihre Familien waren, sind ein wahres Schatzkästlein der Absurditäten. Nehmen Sie zum Beispiel das Bild einer fruchtbaren Henne und ihrer Küken, die Besuch von Freundinnen erhält. LeserInnen gefiel derartiges sentimentales Zeug offenbar, wie ließe sich sonst die Bildunterschrift „Besuch für die Wöchnerin“ erklären?

Ich Biest habe prompt die Seite herausgerissen und hart gekochte Eier vor die dümmliche Illustration gestellt. Ein Stillleben mit vier unbefruchteten Eiern, die nur gelegt wurden, um entwendet und perfekt gekocht zu werden. Nie werden niedliche Kücken aus den Eierschalen hervorbrechen. Das Leben kann grausam sein – Stillleben ebenso.

The emotional cost of forced marches

Der emotionale Reibungsverlust bei Gewaltmärschen

It is hot, the hottest day of the month so far. I have just returned home from my place of work drenched in sweat and I am knackered. Due to coronavirus I refrain from using public transport. Instead I walk, bemoaning the loss of valuable time. For today that meant two joyless 80-minute walks, one in the morning and one in the late afternoon, carrying a heavy rucksack with food/drink, first aid kit, masks, hand-desinfectant etc. plus my beloved crossbody bag. These days, trudging along I regularly feel like an overburdened donkey, without the benefit of four legs. All work and no play, the promised carrot a figment of my imagination.
Tired and emotionally numb I stare at pictures of water on yet another screen, willing my mind to imagine a cool breeze.

Der emotionale Reibungsverlust bei Gewaltmärschen

Es ist heiß, am bisher heissesten Tag des Monats. Gerade schweißgebadet von der Arbeit nach Hause gekommen, bin ich fix und fertig. Ich meide in der Coronakrise öffentliche Verkehrsmittel. Stattdessen gehe ich zu Fuß und trauere der verlorenen wertvollen Zeit nach. Für heute bedeutete dies zwei achtzigminütige Fußwege, einer Frühmorgens und einer am späten Nachmittag, schwer beladen mit einem Rucksack für Essen/Trinken, kleiner Apotheke, Masken, Handdesinfektionsgel etc. und meiner geliebten Handtasche. Wenn ich so in einem Affenzahn von A nach B renne, fühle ich mich wie ein Esel, bloss leider nicht mit dem Vorteil von vier Beinen gesegnet. Nur Arbeit, aber keinen Spaß, immer die versprochene Karotte als imaginierter Schemen vor Augen.
Müde und ausgebrannt starre ich auf Bilder von Wasser, wieder auf einem Bildschirm, und versuche mir das Gefühl einer kühlen Brise einzureden.

Surprise Salad

Überraschungssalat

Greens are purportedly good for you, so occasionally I indulge. Radicchio, however, is a challenge. To be honest I only buy it because I like the colour. The making of a salad was in full swing when it occured to me that the bitter purple leaves are a perfect match for pink and the wonderfully mottled cover of an old tome of Schorers Familienblatt (1883).
Salad be damned, I felt like arranging an impromptu still life. A healthy lunch is overrated.

Take two leaves of radicchio and two dried pink ranuncula. Add a little lace left from a torn ballgown and a tiny portrait of a woman. Garnish with a garish postcard. Serve on an edifying tome. | Man nehme zwei Radicchioblätter und zwei pinkfarbene getrocknete Ranunkeln. Füge eine Prise Spitze von einem zerrissenen Ballkleid und ein Miniaturporträt einer Frau hinzu. Garniere es mit einer grellen Postkarte. Auf einem erbaulichen Buch servieren.

Überraschungssalat

Grünzeug soll ja bekanntlich gesund sein, also gönne ich es mir gelegentlich. Radicchio ist allerdings eine Herausforderung. Ehrlich gesagt kaufe ich ihn nur wegen seiner schönen Farbe. Ich war also schwungvoll dabei einen Salat zuzubereiten, als mir der Gedanke kam, dass die bitteren purpurnen Blätter ausgezeichnet zu Pink und dem wunderbar gesprenkelten Einband von Schorers Familienblatt (1883) passten.
Zum Teufel mit dem Salat! Ich hatte Lust ein spontanes Stillleben zu arrangieren. Ein gesundes Mittagessen wird überschätzt.

The rich misanthrope

Die reiche Menschenfeindin

The ongoing corona-crisis makes me cranky and I am afraid it affects my storytelling …

Madame Y lolls on her sofa sipping from a glass of champagne. Shopping was so exhausting, but she simply could not do without the latest fashions and those earrings just begged to be bought. After all one was worth it. She eyes her purchases lovingly. Daddy had done so well at the stock market and he was a brilliant advisor when it came to investments. Her penthouse in the city had trebled its worth in the past ten years. She was certain her recently acquired mansion in the country would do just as well, if only she could get rid of the squatters at the foot of the hill. Their squalid lodgings spoiled her view. The poor were such a nuisance.

A discreet cough of her butler interrupts her musings.
„There is a mob at the gates, madame.“
„Then tell them to go away.“
„They have pitchforks and cudgels.“
„What do they want?“
„Food, medical aid and shelter for the night, I believe, madame.“
„The insolence! Get my car ready, I will spend the evening in town. Bugsy has promised me a free ticket for her new show.“

The butler leaves the room, only to return within minutes.
„The car does not start, madame.“
„Has the incompetent idiot of a chauffeur been tinkering with the engine again? How am I supposed to get to the theater now?“
„There is no need to worry, madame. Everything has been taken care of, you will be able to leave shortly …“
Madame Y puts down her glass and rises unsteadily to her feet.
„Why is the room spinning?“ She sinks to her knees, clutches her throat and topples over.
„… and permanently,“ finishes the butler and lights a match.

The sixth collage in the series „A different life“. | Die sechste Collage in der Serie „A different life“.

Die reiche Menschenfeindin

Die fortdauernde Coronakrise stimmt mich übellaunig und ich fürchte, dieser unerfreuliche Gemütszustand verlässt mich auch nicht, wenn ich eine Geschichte erzähle …

An ihrem Glas Champagner nippend rekelt sich Madame Y auf ihrem Sofa. Einkaufen ist so anstrengend, aber sie musste einfach die neueste Mode haben und diese Ohrringe schrien geradezu danach gekauft zu werden. Schließlich war man sich das doch wert! Liebevoll gleitet ihr Blick über ihre Einkäufe. Papa hatte so wunderbare Gewinne an der Börse gemacht und wenn es um Investitionen ging, war er unübertroffen. Der Wert ihres Penthauses in der Stadt hatte sich in zehn Jahren verdreifacht. Sie war sich sicher ihr Herrenhaus am Land würde seinen Wert ebenso steigern, wenn sie nur die Wildsiedler am Fuß des Hügels loswerden würde. Sie verdarben ihre Aussicht. Die Armen waren solch ein lästiges Ärgernis.

Ein diskretes Hüsteln ihres Dieners unterbricht ihre Gedanken.
„Gnädige Frau, am Eingangstor hat sich Pöbel zusammengerottet.“
„Dann sagen Sie ihnen, sie sollen verschwinden.“
„Sie sind mit Heugabeln und Knüppeln bewaffnet.“
„Was wollen sie denn?“
„Essen, medizinische Hilfe und eine Unterkunft für die Nacht, glaube ich, gnädige Frau.“
„Was für eine Unverschämtheit! Lassen Sie den Wagen vorfahren, ich werde den Abend in der Stadt verbringen. Bugsy hat mir eine Eintrittskarte für ihre neue Show versprochen.“

Der Diener verlässt den Raum, kehrt aber schon nach wenigen Minuten wieder zurück.
„Der Wagen springt nicht an, gnädige Frau.“
„Hat dieser Trottel von Chauffeur wieder am Motor herumgeschraubt? Wie soll ich jetzt ins Theater kommen?“
„Gnädige Frau, es besteht kein Grund zur Sorge. Wir kümmern uns um alles, sie werden in Kürze aufbrechen können …“
Madame Y stellt ihr Glas ab und erhebt sich schwankend.
„Warum dreht sich das Zimmer?“ Sie sinkt auf ihre Knie, greift sich an den Hals und kippt vornüber.
… und nicht mehr wiederkehren,“ beendet der Diener seinen Satz und entzündet ein Streichholz.

The joy of natural materials

Naturmaterialien, immer ein Genuss

It seems to be a good year for roses, they are flowering in abundance and are particularly beautiful to boot. When I chose this still life for the blog it was not the roses that got me thinking though. The spools (hand-me-downs from my mother and fleamarket finds) caught my attention.

Lately I have seen a lot of pictures documenting the appalling amount of plastic on beaches and in the sea. To be frank, I was shocked. So many things are ­made of plastic these days – quite needlessly! There are other materials available that have proven their usefullness in the past. Look at this picture for example. Thread does not have to be wound onto plastic spools, paper or wood do the job just as well and are far more pleasing to touch. They look nicer, too. The same goes for toys. Admit it, the little wooden dog is charming. Made of plastic it would just look tacky.

Plastic has its uses and advantages, of course. Sometimes it cannot be avoided or improves a product. It is not a „bad“ material per se. But in many cases we could do without plastic. Unfortunately it is not the consumer who decides what materials are used for certain products or parts thereof, but industries geared to maximize gain for a priviledged few. Not buying things made of plastic is simply not an option for most of us, for various reasons from affordability to availability. But we can choose what we buy carefully, source alternatives and above all collect, recycle and dispose of garbage responsibly. And, please, do not leave rubbish in public places, others would like to enjoy the unspoiled beauty of beaches, parks etc. too.

Naturmaterialien, immer ein Genuss

Es scheint ein gutes Jahr für Rosen zu sein, sie blühen überaus üppig und sind dabei auch noch besonders schön. Es waren jedoch nicht die Rosen, die mich bei der Auswahl dieses Stilllebens für den Blog nachdenklich stimmten. Meine Aufmerksamkeit wurde von den Garnspulen (teils aus dem Fundus meiner Mutter, teils Flohmarktfunde) gefesselt.

Ich habe in letzter Zeit viele Bilder gesehen, die erschreckende Mengen von Plastikmüll auf Stränden und im Meer zeigen. Ehrlich gesagt, ich war schockiert. Es werden heutzutage so viele Dinge aus Plastik hergestellt, ohne dass dafür eine Notwendigkeit bestünde. Es gibt andere Materialien, die ihre Nützlichkeit in der Vergangenheit bewiesen haben. Werfen Sie einen Blick auf das Bild. Faden muss nicht auf Plastikspulen gewickelt sein, Papier oder Holz erfüllen die Aufgabe genauso gut und fühlen sich viel besser an. Sie sehen auch hübscher aus. Dasselbe gilt für Spielzeug. Geben Sie zu, der charmante kleine Hund ist niedlich. Wäre er – womöglich aus buntem – Plastik, würde er eher billig und geschmacklos wirken.

Natürlich hat Plastik seine Vorteile und kann überaus nützlich sein. Manchmal lässt sich seine Verwendung nicht vermeiden, ein andermal verbessert es ein Produkt. Plastik an sich ist kein „schlechtes“ Material. Aber in vielen Fällen ginge es auch ohne. Leider entscheiden nicht die KonsummentInnen welches Material für einen Gegenstand oder einen Teil davon zum Einsatz kommt sondern Unternehmen, die bestrebt sind den maximalen Gewinn für eine kleine Zahl an Privilegierten herauszuholen. Der Erwerb von Dingen aus Plastik ist für die meisten von uns aus den unterschiedlichsten Gründen, von der Leistbarkeit bis zur Verfügbarkeit, kaum zu vermeiden. Doch wir können mit Bedacht entscheiden, was wir kaufen, nach Alternativen suchen, vor allem aber sammeln, recyceln und verantwortungsvoll mit Abfall umgehen. Also lassen Sie bitte nicht Ihren Müll an öffentlichen Orten zurück, auch andere Menschen möchten die unverdorbene Schönheit von Stränden, Parks etc. genießen.

The plant enthusiasts

Die Pflanzenliebhaberinnen

Look at vintage photographs of women and more often than not you will spot cut flowers – be it real or artificial. A lovely sight for sure, but a tad tame. Let´s imagine daring gardeners and plants with a will of their own for a change.

„Gertrud come here, you must see this!“
The nursery owner, who was kneeling in front of a large dome-shaped mound of mirthless moss of a particularly fetching shade of black, rose with creaking limbs and sauntered towards her assistant, Phyllis.
„Look, the blushing daisies are showing a new colour!“ The young woman pointed excitedly at the little plants. Usually this unique variety changed colour from white to pastel pink, but now the daisies were blazing crimson.
„What did you read to them?“
„The news!“

„Well, that explains it!“ Gertrud sighed.
„A short story with a happy ending should calm them. By the way, did you notice the singing nettles have invaded the salad bed again? Please, try to shoo them back to where they belong. And don´t forget to feed the snapdragons, we cant´t have them frighten the zinnias.“
Phyllis nodded. „Will do.“
„Good. If you need help, just shout, I will be in the sunken garden wrestling the roving convolvulus onto a trellis.“ Gertrud hurried away. There was so much to do. What on earth had she been thinking when she took on the project to turn an industrial wasteland into a garden cum nursery?

The fifth collage in the series „A different life“. | Die fünfte Collage in der Serie „A different life“.

Die Pflanzenliebhaberinnen

Sehen Sie sich alte Fotografien von Frauen an und sie werden fast immer auch Schnittblumen im Bild entdecken – seien es nun echte oder künstliche. Ein hübscher Anblick, gewiss, aber ein bisschen zahm. Stellen wir uns zur Abwechslung einmal wagemutige Gärtnerinnen und Pflanzen mit Eigenwillen vor.

„Gertrud komm her, das musst du sehen!“
Die Besitzerin der Gärtnerei, die gerade knieend einen großen Polster freudlosen Mooses von besonders attraktiver schwarzer Färbung bewunderte, erhob sich schwerfällig und schlenderte zu ihrer Assistentin Phyllis.
„Schau, die errötenden Gänseblümchen zeigen eine neue Farbe!“ Die junge Frau deutete aufgeregt auf die kleinen Pflanzen. Normalerweise wechselte diese einzigartige Sorte ihre Farbe von Weiß zu blassem Rosa, doch nun glühten die Gänseblümchen Karminrot.

„Was hast du ihnen vorgelesen?“
„Die Nachrichten.“
„Tja, das erklärt alles!“ Gertrud seufzte.
„Ein Kurzgeschichte mit Happy End sollte sie wieder beruhigen. Hast du übrigens bemerkt, dass die singenden Nesseln schon wieder in das Salatbeet eingewandert sind? Scheuch sie bitte zurück, wo sie hingehören. Und vergiss nicht die Löwenmäuler zu füttern, sonst erschrecken sie die Zinnien.“
Phyllis nickte. „Mach ich.“
„Gut. Ruf, wenn du Hilfe brauchst. Ich muss im tiefliegenden Garten mit den wandernden Winden ringen, damit sie auf die Gitter der Laube klettern.“ Gertrud eilte davon. Es gab so viel zu tun. Was um alles in der Welt hatte sie sich gedacht, als sie das Projekt übernahm, eine Industriebrache in einen Garten mit Gärtnerei zu verwandeln?

Colour Bliss #8

Colour Bliss #8

I don´t take being cooped up well. Almost all my favourite places are now out of reach. That is stressfull. I have become an armchair traveller, reliving past holidays in my mind. The world has shrunk. In times like these it is the little things that keep me going. The unfurling new leaf of a potted plant, the antics of a couple of crows on the roof opposite my window, the smell of chocolate cookies fresh out of the oven, my stash of wool …

Luckily my capacity to amuse myself is considerable, as is my stock of photos. I have always enjoyed looking at things closely, paying heed to minute details or colour – and have taken pictures accordingly. Last Sunday I was sorely in need of a bit of fun. It was high time to play with balls of wool again and create a new palette. I hope you like the bold colour combinations as much as I do.

A magnificent peacock. The palette I created inspired by its gorgeous feathers. | Ein prachtvoller Pfau. Seine Federn haben mich zu dieser Farbpalette inspiriert.
Lichen. Close up of the wing of Zerynthia polyxena. | Flechten. Nahaufnahme des Flügels von Zerynthia polyxena (Osterluzeifalter).
Morpho aega. Pretty leaf. | Morpho aega (Morphofalter). Hübsches Blatt.
Dead ivy. Close up of the wing of Kallima inarchus. | Abgestorbener Efeu. Nahaufnahme des Flügels von Kallima inarchus (Indischer Blattschmetterling).
Chrysiridia ripheus. Very green leaf. | Chrysiridia ripheus (Regenbogenfalter). Sehr grünes Blatt.
Gunnera leaf. Feathers of a peacock. | Nahaufnahme eines Gunnerablattes. Pfauenfedern.

Colour Bliss #8

Ich vertrage es nicht, wenn meine Bewegungsfreiheit eingeschränkt wird – und dabei meine ich nicht die Möglichkeit Sport zu treiben. Fast alle meine Lieblingsorte sind derzeit unerreichbar. Das verursacht Stress. Ich reise nur noch auf der Landkarte und erfreue mich an Erinnerungen vergangener Urlaube. Die Welt ist geschrumpft und wir drohen wieder in Provinzialismus abzurutschen, nur dass das heutzutage anders genannt wird. In Zeiten wie diesen halten mich die kleinen Freuden im Leben aufrecht. Ein neues Blatt einer Topfpflanze, das sich langsam entfaltet; spielende Krähen am gegenüberliegenden Dach; der Geruch frisch gebackener Schokoladenplätzchen, mein Vorrat an Wolle …

Glücklicherweise ist es mir noch nie schwer gefallen, mich selbst zu unterhalten. Da ich in den letzten Jahren wie eine Wilde fotografiert habe, verfüge ich über einen stattlichen Vorrat an Fotos. Es hat mir schon immer Spaß gemacht Dinge genau anzusehen und mich an winzigen Details oder Farben zu erfreuen. Letzten Sonntag brauchte ich dringend Aufheiterung. Höchste Zeit wieder einmal mit Wollknäueln zu spielen und ein Colour Bliss zusammenzustellen! Ich hoffe, Ihnen gefallen die gewagten Farbkombinationen genauso gut wie mir.

Purple food to feast your eyes on

Augenschmaus: Gesundes in Lila

For me shopping for groceries is a tedious affair, with the exception of fruit and vegetables. It is a joy to look at their multitude of shapes, textures and colours. Take lettuce, for example. The variety of leaves – rounded, gently undulating, ribbed, with jagged edges, smooth yet pointed, etc. – is quite stunning. The pattern of veins on the skin of a melon! The weirdness of mushrooms! And don´t get me started on the colours of peaches, those little portable sunsets!

I always try to pick the prettiest fruit and vegetables. More often than not they have to pose in front of my camera, before they are eaten (with the exception of broccoli, the dastardly little trees are only fit for flower arrangements). My nerves are a bit frayed at the moment and I caught myself sorting close ups and simple still lifes according to colour …

Swaddeled mango. | Züchtig verhüllte Mango.
Frozen blueberries. Look at the intriquing texture! | Gefrorene Heidelbeeren mit faszinierender Struktur.
Beans: pleasingly speckled on the outside, silky smooth on the inside. | Bohnen: Außen hübsch gefleckt, innen seidig glatt.
Red cabbage – elegant, isn´t it? | Rotkraut, ganz elegant.
Beetroot: the swirls of colour came as a surprise. | Als Rote Rübe gekauft, waren die Farbkringel eine Überraschung.

Augenschmaus: Gesundes in Lila

Der Einkauf von Lebensmitteln ist für mich eine langweilige Sache, mit Ausnahme von Obst und Gemüse. Den Anblick ihrer unterschiedlichen Formen, Texturen und Farben genieße ich. Denken Sie einmal an Salat. Die Vielfalt der Blätter – gerundet, leicht gewellt, gerippt, mit gekräuselten Rändern, glatt aber gespitzt, etc. – ist doch erstaunlich. Die von den Adern auf der Haut einer Netzmelone geformten Muster! Die bizarren Formen von Pilzen! Und über die Farben von Pfirsichen, diesen kleinen tragbaren Sonnenuntergängen, fange ich am besten gar nicht erst zu schreiben an!

Ich versuche immer, besonders hübsches Obst und Gemüse auszuwählen. Schließlich muss es oft noch schnell vor meiner Kamera posieren, bevor es gegessen wird (ausgenommen Broccoli, die hinterhältigen Bäumchen sind nur für Blumenarrangements geeignet). Im Moment bin ich reichlich mit den Nerven herunter und habe mich dabei ertappt, Nahaufnahmen und einfache Stilleben nach Farbe zu sortieren …

A selfmade woman

Selbst ist die Frau

An amazing number of women in our collection of vintage portrait photographs are holding either a book, a magazine or a pen. Just suitable props or something more? Did these women like to read? Did any of them have time to write more than laundry lists, recipies or letters? What would the legacy of the storytellers among them have looked like, if there had been more female publishers? Let us travel back in time and dream:

It had not rained for nearly a month. The blinds were drawn to shut out the unrelenting sun, yet it was stiflingly hot in Caroline´s office. The scent of paper and ink lingered in the still air. Despite the heat her typesetters and printers, all female, worked at full speed. A year ago who would have thought her publishing house would be an instant success? She had founded her company on a whim, because she was sick and tired of being in turn ignored, belittled and patronized whenever she approached a male editor with a manuscript. In those few cases when the publisher had deigned to accept the book, she had been ruthlessly exploited. There were hundreds of women like her, eking out a living with their wit and a pen, who had suffered similar experiences. This had to stop. Word about her publishing house and the fair terms she offered got around. Women writers and illustrators were keen to work with her. Sales soared and already surpassed expectations.
Caroline rose with a smile. „They ain´t seen nothing yet“, she silently quoted her American bookkeeper, Sibyll. Today she was going to have her picture taken for the launch of a new project: A magazin for the modern woman.

The fourth collage in the series „A different life“. | Die vierte Collage in der Serie „A different life“.

Selbst ist die Frau

Es ist schon erstaunlich, wie viele Frauen in unserer Porträtsammlung historischer Fotografien ein Buch, eine Zeitschrift oder ein Schreibgerät in der Hand halten. Betrachtete man diese als passende Requisiten oder waren sie doch ein bisschen mehr? Lasen die Frauen gerne? Hatten einige von ihnen Zeit mehr als Wäschelisten, Rezepte und Briefe zu schreiben? Wie würde das Erbe der Geschichtenerzählerinnen unter ihnen aussehen, hätte es mehr weibliche Verleger gegeben? Träumen wir doch ein bisschen auf einer Zeitreise:

Fast einen Monat hatte es nun schon nicht geregnet. Es war glühend heiss in Carolines Büro, denn die heruntergezogenen Rollos halfen wenig gegen die vom Himmel brennende Sonne. Die stillstehende Luft roch nach Papier und Tinte. Trotz der Hitze arbeiteten ihre Setzerinnen und Druckerinnen auf Hochtouren. Wer hätte vor einem Jahr gedacht, dass ihr Verlag sofort ein derartiger Erfolg sein würde? Sie hatte ihr Unternehmen aus einer Laune heraus gegründet, weil sie es einfach satt hatte von männlichen Herausgebern abwechselnd ignoriert, heruntergemacht oder bevormundet zu werden, wenn sie ihnen ein Manuskript anbot. Geruhte ein Verlag dann doch ein Buch zu veröffentlichen, ein wahrlich seltener Fall, war sie rücksichtslos ausgebeutet worden. Es gab hunderte Frauen, denen Ähnliches widerfahren war, als sie versuchten einen bescheidenen Lebensunterhalt mit ihrem Witz und einer Feder zu verdienen. Das musste aufhören. Mundpropaganda machte ihren Verlag und die fairen Konditionen, die sie Autorinnen bot, in Windeseile bekannt. Schriftstellerinnen und Illustratorinnen waren geradezu versessen darauf, bei ihr zu publizieren. Die Absatzzahlen waren grandios und hatten bereits alle Erwartungen übertroffen.
Caroline erhob sich mit einem Lächeln. „Ihr hobt´s no gor nix gsegn“, zitierte sie in Gedanken ihre Wiener Buchhalterin, Sibille. Heute würde sie für die Werbekampagne eines neuen Projektes fotografiert werden: Ein Magazin für die moderne Frau.